Chemieprofilschüler erkunden die Jungheinrich Pulverei
14.03.2016Klein, fein, vierkantig – zumindest auf den ersten Blick. „Wir haben einige Macken gefunden“, sagt Leonie und hält ein schmales Vierkantrohr in die Höhe. „Das ist keine rein metallische Oberfläche, dadurch haben wir hier kleine Dellen und vor allem Orangenhaut festgestellt.“ Auf die Entfernung ist die Orangenhaut nicht zu erkennen, die Zuhörer sehen nur Melonengelb, genauer „Jungheinrich-Gelb“: Leonie steht in der Norderstedter Ausbildungswerkstatt des Logistikkonzerns, neben sechs Mitschülern des Coppernicus-Gymnasiums und vor einer Reihe gelb gefärbter Produkte. Am Vortag hatten die Bleche, Metallschalen und die Batteriehaube eines Gabelstaplers noch silbrig-metallisch geschimmert, über Nacht sind sie automatisch gepulvert worden. Aufgabe der Schüler war es, die Produkte dafür bestmöglich vorzubereiten, eventuelle Schwachstellen zu prognostizieren und diese im Nachgang zu präsentieren.
Fertig zum Pulvern
Dazu gibt es zwei Gruppen und in den meisten Fällen nur eine Meinung: Orangenhaut, Kantenflucht, Verglasung auf Schweißnähten – die Chemieprofilschüler benennen die Beschichtungsresultate fachgerecht. Es sind Nuancen, die den Unterschied ausmachen, etwa bei der Frage der Aufhängung, denn alle Teile werden hängend beschichtet, auch die schwersten und die kleinsten. „Wir haben uns dafür entschieden, einen Draht einmal herumzubiegen“, fährt Leonie fort und lässt das Vierkantrohr am Drahtgeflecht schweben. Dass dabei anschließend die Kontaktstellen sichtbar wurden, hat die Gruppe billigend in Kauf genommen. „Da wo der Draht anlag, konnte nicht gepulvert werden“, so die 16-Jährige. Genau aus diesem Grund hat sich das andere Schülerteam entschieden, den Draht in das Rohr einzuklemmen. „Das hat auch in der Pulverstraße gehalten“, betont Felix.
Frisch gewagt ist halb gewonnen
„Das ist eine kluge Idee, die zu der hübscheren Oberfläche geführt hat“, lobt Heiko Schlichtkrull. Insgesamt fällt es dem Teamleiter der Jungheinrich Pulverei aber schwer, ein Siegerteam zu küren, denn beide Gruppen haben die Resultate gut eingeschätzt, richtig bewertet und super mitgemacht: „Ich bin positiv überrascht, wie willig und aufmerksam ihr so kurz vor dem Abi noch seid“, lobt Schlichtkrull. Zwei Vormittage haben die Norderstedter Gymnasiasten bei Jungheinrich verbracht – und damit wertvolle Lernzeit zehn Tage vor dem Chemieabitur verpulvert? Ganz und gar nicht, sagen die Schüler: „Der Vortrag war gut verständlich, wir hatten schon ein paar Vorkenntnisse und es hat mit Chemie zu tun“, lobt Frederik.
Finale veredelt
Es ist das Finale nach drei Jahren. Nicht nur für die Oberstufenschüler kurz vor dem schriftlichen Abitur, sondern auch für die Kooperation zwischen Coppernicus Gymnasium und Jungheinrich im ersten Durchgang. „Die Zusammenarbeit mit der Firma und Frau Möbius ist toll“, lobt Chemielehrerin Aleksandra Skendzic. Barbara Möbius ist Logistik-Ingenieurin und koordiniert nebenbei die Inhalte zwischen Schule und Betrieb von der Werkführung über die Staplersensorik im Fach Physik bis zur Pulverei. „In Chemie haben wir gerade die Themen Farbstoffe, Pigmente und Polyesterbeschichtung, da passte der Vortrag wie die Faust aufs Auge und ist genau der Anwendungsbezug, den wir brauchen“, so Skendzic. Die Kooperation soll auf jeden Fall fortgesetzt werden. Paul freut das für die nachfolgenden Schüler: „Die sind hier alle freundlich und die kulinarische Versorgung ist vorzüglich!“