Weites Land, tiefes Netzwerk: NAT SH formiert sich
25.10.2013Eigentlich ist alles da: engagierte Hochschulen, Schulen und Unternehmen im „schönsten Bundesland der Welt“, sagt Andrea Wittmann. „Ich darf das sagen, ich bin Schleswig-Holsteinerin“, fügt die Leiterin Personalentwicklung bei Danfoss Power Solutions in Neumünster lachend hinzu. Schon seit Jahren arbeitet die Technologiefirma mit drei Schulen vor Ort zusammen. Über Hochschulkooperationen finden Erstsemester, duale Studenten oder angehende Master von Harburg oder Kiel den Weg nach Neumünster. An diesem Mittwochabend hat Andrea Wittmann den Weg in die ehemalige Papierfabrik gefunden. Als eine von rund 60 Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Schule. Es geht darum, die vielen einzelnen Kooperationen und Initiativen unter ein gemeinsames Dach zu stellen, das möglicherweise NAT Schleswig-Holstein heißt.
Kräfte bündeln
„Es gibt im Land viele wertvolle Kooperationen, aber sie sind punktuell. Es sind Inseln mit lokalen Netzwerken“, erläutert Professor Michael Berger die Ausgangslage. Der Vizepräsident der Fachhochschule Westküste hat die Koordination der überregionalen Initiative übernommen. „Kieler sind Kieler und Dithmarschener Dithmarschener. Das ist ganz nett, aber auch Folklore, die wir in diesem Zusammenhang nicht benötigen“, mahnt er. Berger will nicht nur Kräfte bündeln, akademische und berufliche Bildung verbinden, sondern auch die MINT-Lehrer stärken. „Ihr tut Nützliches für die Jugend, die Gesellschaft und die Wirtschaft. Was können wir für euch tun?“, wendet sich der Professor an die anwesenden Lehrer.
Lehrplan praktizieren
Ein wenig wurde diese Frage schon vorweggenommen, als Jungheinrich-Ingenieur Ralf Wetegrove Schulkooperationen plastisch darstellte: „Elektrische Felder, Hall-Effekt und Sensorik, das ist nicht nur im Lehrplan drin, sondern auch in jedem Fahrzeug. Wir haben den Bezug zur Praxis und stellen ihn den Schulen zur Verfügung.“ Berger greift diesen Aspekt auf: „Es gibt keine Alternative: Wir müssen den Lehrplänen folgen.“ Der Professor will dafür unter der Moderation einer Hochschule gemeinsam mit Unternehmen und Schulen Modellmodule entwickeln, Handreichungen für Unternehmenspraktika ausarbeiten, Exkursionen für Lehrkräfte anbieten und die öffentliche Wahrnehmung verstärken.
Voneinander lernen
Vier Punkte, in denen die NAT in Hamburg schon sechs Jahre Erfahrung gesammelt hat und sich im Sinne eines Austausches in Schleswig-Holstein einbringen möchte. In Frank Kempken, Vizepräsident der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, hat die Initiative neben Michael Berger einen zweiten Professor gefunden, der die Sache vorantreiben will. „Das wäre hier heute ein guter Abend, wenn sich erstens die Fachhochschulen stärker beteiligen, zweitens die MINT-Lehrer in den Fokus gerückt werden, drittens für mehr Nachhaltigkeit in den Kooperationen gesorgt wird.“