Was ihr wissen wollt: MINT Role Models stellen sich mint:pink Fragen

07.11.2019

Gäbe es ein Ranking der häufigsten Schülerinnenfragen, die Frage nach dem Abischnitt wäre dabei. Sie ist so wichtig wie die Suche nach dem passenden Profil, dem richtigen Studium oder dem Berufsalltag einer Wirtschaftsingenieurin bei Stromnetz Hamburg. Johanna Stürmer hat mit all diesen Fragen überhaupt kein Problem. Die 27-Jährige hat sich ja eigens von ihrem Arbeitsplatz im Netzbetrieb losgerissen, um mint:pink Schülerinnen an ihrem letzten Programmtag im neuen Stromnetz Ausbildungszentrum Rede und Antwort zu stehen: „Ich bin tatsächlich nicht hier, um einen Vortrag zu halten“, sagt sie in ihrer ersten Runde, blickt erwartungsvoll in neun Mädchengesichter – und wird nicht enttäuscht: „Es gibt ja Ökostrom und normalen Strom, aber wie ist denn da der Zusammenhang, dass man wirklich Ökostrom bekommt?“, fragt Karlotta.

Hochspannend

Eine sehr schöne Frage, findet Stürmer. Sie gibt der Elektrotechnikerin die Gelegenheit zu erklären, dass ihr Arbeitgeber nur den Strom physikalisch transportiert, aber nicht damit an der Börse handelt – und niemand nur grünen Strom aus der Steckdose garantieren kann. „Aber dann müsst ihr ja mit allen Stromanbietern abrechnen“, schlussfolgert Karlotta. Die Zehntklässlerin vom Gymnasium Buckhorn macht damit das große Themenfeld der Bilanzierung auf: Wie kann die Energiemenge im jeweiligen Netzgebiet den einzelnen Lieferanten zugeordnet werden und wie wird das verrechnet? Eigentlich nicht das Thema einer Ingenieurin, aber Stürmer hat ja nicht umsonst auch ein wenig Wirtschaft studiert. Ebenso flott beantwortet sie die Frage nach dem Aufbau eines 110 kV Hochspannungskabel, das die Ingenieurin zur Ansicht mitgebracht hat. 

Was ihr wissen wollt

Einleuchtend

Ein Date mit einem Role Model funktioniert eigentlich ganz einfach: Die Frauen stellen sich und ihren Werdegang kurz vor und bringen einen Gegenstand aus ihrer Arbeit mit. Sozusagen als Türöffner. Die Mädchen wählen dann in drei Runden die für sie interessantesten Gesprächspartnerinnen aus und befragen diese. Egal, ob zu Technik oder Karriere – die Role Models können ja beides: „Techniker sind vielseitig einsetzbar, weil man im Studium eine bestimmte Denkweise beigebracht kriegt“, sagt Jennifer Kipke. Sie hat ein tesa Klebeband mitgebracht. Das erklärt schon mal, wo die promovierte Chemikerin arbeitet. Aber was hat das mit dem Franzbrötchen zu tun, das Kipke ebenfalls in der Hand hält? Das sollen ihre jungen Gesprächspartnerinnen herausfinden: Hefe oder Eiweiß? Milch oder Wasser? Die Mädchen suchen nach dem gemeinsamen Klebstoff, aber dann hat Anna die zündende Idee: „Man hat lange daran geforscht, um das richtige Rezept zu bekommen.“  

Bildgebend

Großartig, lobt Kipke. „Auch das ist Teamwork. Die ersten haben eine Idee und plötzlich entsteht ein neuer Gedanke.“ Flexibel denken, zusammen tüfteln, abwechslungsreich arbeiten: Mit einer Menge Impressionen beschließen die Mädchen damit ihr Programm mint:pink. Wenn ihnen ein wenig von ihrer Unsicherheit genommen wurde, habe sich der Aufwand schon gelohnt, finden die Role Models: Man kann auch mit einem 2,7-Abitur in Chemie promovieren. Oder mit drei kleinen Kindern Biotechnologie studieren und an Antibiotika forschen, wie Doktorandin Lisa Michel an der HAW. Oder als Juristin Geschäftsführerin eines technischen Versorgers werden. So wie Karin Pfäffle bei Stromnetz. Dass die Gesellschaft gleich mit zwei Role Models vertreten war, hat auch mit ihrer Gastgeberrolle zu tun. Johanna Stürmer hat über Technik, Wirtschaft und ihren Berufsweg gesprochen, drei interessante Runden hinter sich und am Ende nur ein leichtes Bedauern: Nicht auch mal bei der Chefin zugehört zu haben.

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