mink:pink zieht Zwischenbilanz nach drei Jahren
30.01.2017Sarah-Jane Leslie ist eine schlaue Frau. Seit Jahren beschäftigt sich die Philosophie-Professorin an der US-Universität Princeton mit Fragen der Erkenntnistheorie, insbesondere, wie wir Informationen über die Welt um uns einordnen und generalisieren. Dabei interessiert sich die Wissenschaftlerin gerade für das „gender gap“, den geringen Frauenanteil in ihrer Disziplin, der Philosophie und bestimmten Naturwissenschaften wie Physik oder Informatik. Gefunden hat sie so etwas wie den Glauben an „angeborene Begabungen“: Je häufiger dieser in Verbindung mit bestimmten Fächern assoziiert werde, umso geringer der Frauenanteil.
So smart wie schlau
In ihrer jüngsten Studie hat Leslie zusammen mit zwei Psychologen 400 Kinder im Alter von fünf bis sieben Jahren befragt und festgestellt: Schon im Alter von sechs Jahren würden Jungs häufiger annehmen, dass Männer sehr intelligent sind („really, really smart“), als Mädchen das von Frauen denken. Das ist zumindest eine gängige Interpretation der Zahlen. Eine andere lässt aber auch den Schluss zu, dass Mädchen ab dem Schulalter nicht mehr ihr eigenes Geschlecht für das schlauere halten, sondern Männern und Frauen gleiche intelligente Fähigkeiten einräumen, während sich Jungs überschätzen. Schließlich gilt in den USA wie hierzulande: Mädchen haben die besseren Schulnoten.
Mädchen-Mutmach-Programm am Start
Genau in diese Kerbe zwischen Selbstbewusstsein und tatsächlichen Lernerfolgen sowie Berufschancen schlägt die Initiative NAT mit ihrem Programm mint:pink: Es will das Selbstvertrauen der beteiligten Mittelstufenschülerinnen stärken, indem es diese als Peergroup früh mit naturwissenschaftlichen Optionen und Wissenschaftlerinnen in den Austausch bringt. Am 21. Februar startet mint:pink zum vierten Mal und erstmalig grenzüberschreitend in Norderstedt beim Chemiekonzern tesa SE. Mit am Start sind nicht nur 200 Mädchen aus dreizehn Schulen, die eine Kettenreaktion XXL aufbauen, sondern auch zwei Ministerinnen: Britta Ernst, Ministerin für Schule und Berufsbildung in Schleswig-Holstein sowie Hamburgs Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank, die seit zwei Jahren Schirmherrin des Programms ist.
Zwischenbilanz mint:pink
Aber nicht nur die Senatorin ist von dem Programm überzeugt, auch die Teilnehmerinnen geben ein positives Feedback: „mint:pink ist eine tolle Möglichkeit für junge Mädchen, aus Stereotypen auszubrechen und ihren Horizont zu erweitern.“ Oder: „Ich sehe es jetzt als selbstverständlicher an, dass auch Mädchen Mint-Berufe ausüben.“ Ausführlichere Rückmeldungen und Einschätzungen sind nachzulesen in der druckfrischen mint:pink Zwischenbilanz*. Ein Zusammenschnitt aus drei Jahren, der Mut macht: „Wenn es auch in Deutschland zutrifft, dass der Brillanz-Gedanke Frauen von bestimmten Fächern fernhält, dann bräuchten wir das Programm bundesweit“, betont NAT Geschäftsführerin Sabine Fernau. Schließlich benötigen Wirtschaft und Wissenschaft genau die Talente, die mint:pink schon entdeckt hat. „Ich habe viele Stärken an mir kennengelernt und bin überzeugter denn je in Richtung Naturwissenschaften zu gehen“, so eine Teilnehmerin.
*“Coole Mädchen: Zwischenbilanz im Programm mint:pink“ erscheint am 01.02.2017 mit einer Druckauflage von 3 000 Exemplaren und kann unter assistenz@initiative-nat.de kostenlos bestellt werden. Und hier als PDF: "Coole Mädchen: Zwischenbilanz im Programm mint:pink".