TUHH erkunden – Studiengänge entdecken

04.12.2012

Elftklässler vom Gymnasium Oberalster erkunden vier Institute der TUHH, von Mikroelektronik über Meerestechnik bis hin zu Lasertechnik und Umwelttechnik – Erster Exkursionstag

Es riecht ein wenig streng im Labor des Instituts für Umwelttechnik und Energiewirtschaft, kurz IUE. Aber wonach genau? „Das erkläre ich gleich“, sagt Joachim Gerth und kommt erst mal auf die rauchigen Düfte zu sprechen: „Wir untersuchen Feinstaub, der aus der Holzverbrennung entsteht.“ Seit die Kaminöfen „en vogue“ sind, habe sich die Luftqualität hierzulande verschlechtert. „Epidemiologen sagen, dass zehn- bis zwanzigtausend Leute pro Jahr vorzeitig versterben aufgrund der durch Kaminöfen verschlechterten Luft.“ Das will der Gesetzgeber jetzt genauer prüfen lassen und hat unter anderem das IUE an der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) damit beauftragt.

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Umwelttechnik interdisziplinär

„Klimaschonende Energie- und Umwelttechnik“ heißt der Forschungsschwerpunkt, für den Bastian, Henry, Jonas und Niklas die weite Anreise vom Gymnasium Oberalster in Poppenbüttel bis in den Hamburger Süden gemacht haben. Die Elftklässler haben das Physikprofil in Kombination mit Informatik gewählt. „Philosophie ist auch dabei“, sagt Jonas und strahlt. Seine Mitschüler sehen nicht ganz so glücklich aus, aber Philosophie spielt in diesem Moment und an diesem Ort keine Rolle: Die Schüler wollen Institute der TUHH erkunden, dafür haben sie sich auf vier Kleingruppen aufgeteilt und Hochschullehrer haben sich eigens für sie Zeit genommen.

Bei Agrarwissenschaftler Gerth erfahren die Schüler nicht nur, dass es keine ideologischen Scheuklappen gibt und im Falle der Holzverbrennung die Ökoenergie selbst auf den Prüfstand kommt. Sondern sie lernen auch, dass Umwelttechniker interdisziplinär arbeiten und eine Menge Biologie und Chemie im Spiel ist. Der promovierte Bodenkundler kann aber auch mit Physik- und Mathematikkenntnissen punkten. Beispielsweise, als er den Schülern die Funktion eines Röntgendiffraktometers erklärt. „Unser Bestreben ist es, möglichst alle Stoffe, die wir ausfällen, zu bestimmen. Das funktioniert bei allen kristallinen Stoffen mit der Röntgendiffraktometrie.“

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Gärreste Christiane

Wie der Röntgenstrahl auf den Kristall trifft, gebeugt wird und Ort sowie Intensität der gebeugten Strahlen gemessen werden, das können die Physikprofilschüler problemlos nachvollziehen. „Das ist super gut erklärt“, lobt Jonas. Bleibt noch die Eingangsfrage von Bastian nach dem strengen Laborgeruch: „Eine Kollegin versucht, aus Gärresten Phosphat herauszukommen“, erklärt Gerth und zeigt auf einen weißen Kanister mit der Aufschrift „Gärreste Christiane“. Zum einen, weil Phosphat knapp sei, zum anderen, weil der Pflanzennährstoff in Bioethanolanlagen störe: Die Wissenschaftlerin will daher zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, indem Phosphat aus der Anlage entfernt wird und dann als Düngemittel-Rohstoff verwendet werden kann.

Christiane wird die vier Jungs auf ihrem Weg durch das Institut noch weiter verfolgen. Chemieingenieurin Astrid Poeldas präsentiert die Messprinzipien Thermowaage, die bis 1.600 Grad funktioniert, und Ionenchromatographie, mit der sie gerade die Konzentration von Phosphat bei Gärsubstanzen bestimme. „Kriegt man die Projekte zugewiesen oder sucht man sich das selbst?“, will Jonas wissen. In der Regel suche sich das Institut die Themen selber, sagt Poeldas. „Es ist neu, dass wir mit Firmen zusammenarbeiten. Wir haben eine Doktorandin, die mit einem Hersteller von Biogasanlagen kooperiert.“ Die Jungen nicken. Sie haben eine Menge Details und Einblicke in den Arbeitsalltag der Wissenschaftler erhalten. Bastian bedankt sich im Namen der Gruppe: „Das war sehr interessant.“

Viel intimer als am Tag der Offenen Tür

Henry will sich noch nicht auf die weite Heimreise machen. Der 16-Jährige geht noch ein Gebäude weiter, rennt durch menschenleere Flure an vielen verschlossenen Türen vorbei. Wo befindet sich in diesem Mikrokosmos der Forschung und Lehre das Institut für Mikrosystemtechnik? Am Ende wird seine Suche mit einer exklusiven Präsentation in Hörsaal und Laboren belohnt: Institutsleiter Professor Hoc Khiem Trieu stellt fünf „Goanern“ Beispiele aus der Praxis und Themeninhalte der Studiengänge vor: „Das war ja eine viel intimere Atmosphäre als am Tag der Offenen Tür“, lobt Henry. Der Informatikschüler könnte sich einen Masterstudiengang Mikrosystemtechnik sehr gut vorstellen. Vielleicht nach einem Bachelor in Allgemeinen Ingenieurwissenschaften. Herzlich Willkommen an der TUHH in Wintersemester 2014/15!

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