Try yourself: Hacker School Hamburg ist neuer mint:pink Ort
03.09.2020Das Logo steht links oben, die Schrift ist orchideenfarben, das Menü verlinkt – alles so gewollt und doch ist der Webauftritt „Gossip Girl Hamburg“ alles andere als fertig. „Es ist nur ein Prototyp, wir veröffentlichen das nicht“, sagt Fiona. „Wir konnten uns selbst etwas ausdenken“, ergänzt Sarah und grinst. Die Anlehnung an die erfolgreiche US-Serie über die „Klatschbasen“ ist für die beiden Neuntklässlerinnen nur ein Spaß. Man kann dabei sehr schön Gerüchteküche und Hamburg-Motive verbinden, aber auf den Inhalt kommt es am ersten mint:pink Programmtag nicht an, betont Sarah. „Wir lernen, wie man eine eigene Webseite baut und gestaltet.“ Zunächst mit HTML-Tags, „das ist für das Grobe“, dann in der Formatierungssprache CSS, „das ist für das Layout“, erklärt Fiona.
IT entzaubern
Noch nie zuvor haben die beiden Heilwig Gymnasiastinnen programmiert und können doch schon nach zwei Stunden Hacker School mitreden. Das ist ganz nach dem Konzept der Macher, die vor allem Praxis und Spaß vermitteln wollen: „Die jungen Leute bekommen nur ein paar Handgriffe erklärt, um schnell eigene Erfolge zu haben“, sagt Organisator Benjamin Heberling. Normalerweise finden die Hacker School Sessions an einem Wochenende statt. Zwei Tage lang arbeiten Jugendliche an einem eigenen Projekt, die Hardware kommt aus Hamburg, die IT aus der Praxis: Gestandene Praktiker unterstützen dabei, „Inspirer“ genannt. „Wir wollen IT entzaubern“, sagt Heberling. Der Grundgedanke: Jeder junge Mensch braucht Kompetenzen, um sich in einer digitalisierten Welt zurechtzufinden, unabhängig von seiner Vorbildung und seinem Geldbeutel – und jeder kann sie in der Hacker School bekommen.
Passende Container bauen
Das funktioniert am Wochenende und ist schwieriger an einem Schulvormittag, an den das Mutmach-Programm mint:pink nun einmal gekoppelt ist. Dennoch haben sich drei „Inspirer“ für die 30 Mädchen der Gymnasien Heilwig und Buckhorn fünf Stunden Zeit genommen – und würden dies auch gern länger tun: „Das macht mir richtig viel Spaß mit euch“, lobt Caroline Zimmermann. Die Grafikerin hat sich auf das Coaching für digitale Medien spezialisiert und zählt Kinder- oder Seniorengruppen zu ihren Kunden. Da sind die Neuntklässlerinnen eine echte Abwechslung: Motiviert, zielgerichtet und aufmerksam bis zum Schluss. „Image mit einem M, oder?“, fragt Friederike vorsichtig, als Caroline am Beamer erklärt, wie man Bilder in passende Container packt, um Größenordnungen festzulegen – und sich dabei vertippt. „Gut, dass ich euch habe“, so der Inspirer, „sonst hätte ich mich wieder ewig auf Fehlersuche begeben müssen.“
Nobody is perfect
Dass die Webseitenprogrammierung nicht nur Englischkenntnisse, sondern vor allem Genauigkeit und Konzentration erfordert, lernen die Mädchen an diesem Vormittag und zwar so „hands-on“, wie es das Konzept der Hacker School will: „Perfekt gibt es im Web nicht, wir probieren es einfach mal aus“, ermuntert Caroline. Experimentiert haben die Schülerinnen etwa mit einem Webauftritt über Freundschaft, Food oder die eigene Firmengründung von Stiene und Natascha: „UBUV steht für unnötige Beratung und Verwaltung, das ist nicht so ernst gemeint.“ Das Projekt aber schon: UBUV will Menschen darin stärken, mehr sie selbst zu sein und soll tatsächlich einmal online gehen. Daher sichern sich die Buckhorn-Schülerinnen zum Schluss noch ganz schnell alle Dateien, während sich Fiona entspannt zurücklehnt: „Das war echt cool, wir haben geschafft, was wir wollten.“ Zu Hause will sie weiter hacken, wenn auch nicht am Gossip Girl Auftritt. „Try yourself!“