mint:pink zwischen Röntgenbau und Radiologie

11.05.2017

Das Gerät ist eine Mischung aus Teilchenbeschleuniger, mitdenkender Waschmaschine und Transrapid – und Riccardo Lutsch rollt ihm den roten Teppich aus: „So, das ist unser Brilliance iCT aus dem Ultrapremiumsegment“, betont der Philips Techniker. Das Besondere an dem „intelligenten Computertomographen“ im Untergeschoss der Philips Produktionsanlage ist in diesem Fall seine Nacktheit: Die mint:pink Mädchen vom Gymnasium Buckhorn blicken auf Steuerelemente, Kabel und Powerblöcke, ein Schutzgehäuse fehlt. „Cool“, sagt Sveja, „da lag ich schon mal drunter.“ Ohne allerdings etwas von der Technik und ihrer gewaltigen Leistung zu spüren oder zu sehen. Wie die unsichtbaren Strahlen in der luftleeren Röntgenröhre erzeugt werden, hatte zuvor schon Norbert Rix bei seinem Rundgang durch die Produktion der „Metall Rotalix Ceramic“, kurz MRC-Röhre, erläutert. „Das ist kein Pappenstiel“, so der Ausbildungsleiter für den gewerblich-technischen Bereich bei Philips.

Technik fürs Leben

Stand der Technik

Um einen menschlichen Körper zu durchleuchten, werden Elektronen unter Hochspannung so stark beschleunigt, dass sie beim Aufprall auf die Anode Energie in Form von Bremsstrahlung absetzen – Röntgenquanten entstehen. Das kann und darf Techniker Lutsch am iCT nicht unter Anwesenheit der Schülerinnen vorführen, aber er zeigt in drei Stufen, wie schnell, lautlos und federleicht sich der 1,25 Tonnen schwere, magnetisch gesteuerte Anodenteller auf Luftkissentechnologie drehen kann. Im ersten Schritt stellt der Techniker den Motor auf einen Umlauf in der Sekunde – „das ist der Stand der Technik von vor 25 Jahren“; dann 2,5 Umdrehungen pro Sekunde – Stand der Technik vor zehn Jahren; schließlich bis zu 3,8 Umdrehungen pro Sekunde – „das ist gerade richtig, um scharfe dreidimensionale Bilder von einem schlagenden Herzen zu machen“, betont der Techniker.

Alles im Blick

Nun schlagen auch die Herzen der Mädchen höher, auf jeden Fall auf dem Weg zwischen Philips Konzern und Universitätskrankenhaus Eppendorf – die Busverbindung verlangt sportlichen Einsatz. Auf genau diese Wegstrecke wurde vor 120 Jahren die erste, am Standort Fuhlsbüttel gefertigte Röntgenröhre gebracht – zwar ohne Bus, aber bis in die klinische Anwendung. Inzwischen hat das UKE dafür eine eigene Abteilung eingerichtet und Radiologe Kersten Peldschus nimmt sich eigens Zeit für mint:pink. „Was die Radiologie auszeichnet, ist der Mix aus Medizin und Patientenversorgung auf der einen Seite und die Anwendung von Technik und Großgeräten auf der anderen Seite“, begrüßt der Mediziner die Mädchen. Weniger später zeigt er das Herz eines Patienten aus dem CT – nicht als Schnittbild, sondern ganz plastisch: „Man kann aus vielen Schnittbildern das Organ im Modell rekonstruieren und Unregelmäßigkeiten in den Gefäßen sofort sichtbar machen.“

Technik fürs Leben

Leben retten, Risiken mindern

Die Mädchen nicken. Das macht die CT ja so erfolgreich, hatten sie schon im Philips Konzern gelernt: Leben werden damit gerettet und Risiken rechtzeitig erkannt. Peldschus führt aber auch ein in die Magnetresonanztomographie (MRT), die Muskeln und Gewebe sichtbar macht, und die Angiographie, wo mit Röntgentechnik und Kontrastmitteln Blutgefäße dargestellt und gleich therapeutisch behandelt werden können. Beim Rundgang durch die Radiologie stellen die Neuntklässlerinnen dann auch fest, worin sich MRT und CT – beide unter dem Philips-Logo – unterscheiden: Letzteres gleicht einem Ring, das MRT eher einem Tunnel, wo die Patienten viel länger ausharren und jegliches Metall ablegen müssen – das Gerät arbeitet mit starken magnetischen Feldern. „Ich fand es interessant, dass wir den Aufbau der Röhren und die unterschiedlichen Verfahren gesehen haben“, lobt Hanna zum Abschluss. Die 15-Jährige weiß auch schon, was sie mit all diesen Informationen anfangen will: Medizin studieren.

Technik fürs Leben

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