mint:pink an der Fakultät Technik und Informatik der HAW

31.03.2016

Die Spannung steigt, die Kurve flacht ab, Leonie runzelt die Stirn: „Entschuldigung, irgendwie haben wir hier so komische Werte“, wendet sich die Schülerin an Holger Kapels. „Die Werte bleiben jetzt konstant“, ergänzt Frederike. „Ja, wunderbar!“, sagt der Professor nach einem kurzen Blick auf die Tabelle der Mädchen. „Das ist richtig?“, stutzt Leonie und setzt nach kurzer Überlegung hinterher: „Dann kommt danach der Kurzschluss, oder wie?“ Kapels schmunzelt und nickt. Es sind Momente wie diese, für die der Professor für Leistungselektronik gerne einen Vormittag zur Verfügung stellt. Momente des Erkennens, Verstehens und vielleicht auch der Begeisterung für die Technik, die er in leuchtend gelben Koffern mitgebracht hat. „Ich will Interesse für Technik wecken.“

Zukunft entwickeln

„Solartrainer“ steht auf den Koffern und darunter „junior“ in kleiner Schrift. Der Titel irritiert ein wenig, aber Kapels kann die mint:pink-Teilnehmerinnen, die schon in der Früh vom Gymnasium Süderelbe an die HAW gekommen sind, beruhigen: Die Koffer sind nicht eigens für sie oder irgendein Kinderprogramm angeschafft worden, sondern für Studierende der Regenerativen Energiesysteme im ersten Semester. „Die Studierenden nehmen genau diese Kennlinie, die ihr auch aufgenommen habt und bestimmen darüber die Qualität der Solarzelle.“ Dass die Zellen sehr unterschiedlich sein können, haben die Neuntklässlerinnen schon gemerkt: Vier Solarzellen haben sie in Reihe geschaltet und die Strom-Spannungs-Kennlinie aufgenommen – mit höchst unterschiedlichen Ergebnissen. „Die Werte schwanken aber so was von“, moniert Lea.

Sonnige Aussichten

Hilfe per Hold-Taste

Da nützt es auch nichts, sich die Ergebnisse vom Nachbartisch zu holen. Jedes Team muss da selbst durch, notfalls mit Hilfe der „Hold-Taste“ und versuchen, sowohl den minimalen als auch den maximalen Strom zu messen, von der Leerlaufspannung bis zum Kurzschluss. „Das sind die beiden Extremfälle, an denen man die Solarzelle nicht mehr betreiben kann, denn die Leistung ist in beiden Fällen Null und wir können keinen Strom ins Netz einspeisen“, erklärt Kapels. Die Frage ist, was passiert dazwischen und wo die maximale Leistung ist: „Bei 327 Milliwatt“, sagt Sveja. Auch wenn nicht alle Teams eine wirkliche Leistungskurve zeichnen konnten, dass die Werte zu beiden Seiten abfallen, darüber sind sich alle einig. Aber Sveja ist noch nicht fertig: Wie das elektronische Messgerät über ihrem Arbeitsplatz genau funktioniere, will die 15-Jährige wissen.

HAW, Hochhaus am Wasser

Das Gerät ist ein Oszilloskop und die HAW eine Hochschule für Angewandte Wissenschaften, bei der solche Fragen gleich umgesetzt werden. Das Dreierteam Hannah, Marie und Sveja schließt das Oszilloskop an: Es zeigt eine Gerade. Erst als Kapels eine elektronische Schaltung einbaut, die Wechselspannung erzeugt, entsteht eine Sinuskurve. Wie ein Wechselrichter aus all diesen Werten die maximale Leistung und damit bestmögliche Ausrichtung der Solarmodule bestimmt, dazu gibt es auf der Dachterrasse des HAW-Neubaus, direkt neben der Bibliothek, Anschauungsmaterial: Riesige Schirmständer, bestückt mit Photovoltaik, bieten einen Rastplätze mit toller Aussicht auf die Stadt und den Hafen, wie die Mädchen finden. „Ja, die Aussichten sind hier gut, vor allem nach dem Studium“, betont Kapels. Bis dahin ist es für die Mädchen noch ein weiter Weg, auch wenn der erste Schritt gemacht ist: „Das ist cool hier“, findet Sveja. „Vor allem wurden alle Fragen beantwortet.“

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