TUHH-Studienanfänger bauen Antriebe für Luftschiffe
02.04.2015Ordentlich Leistung, ganz viel Schub und Taschentücher für die Konkurrenz: Was das Team „InkompeTec“ in die riesige Halle des Congress Centrums Hamburg mitgebracht hat, strotzt nur so vor Selbstbewusstsein. Das gilt selbst für den nur auf den ersten Blick bescheidenen Team-Namen: „Der erklärt sich doch von selbst: Innovation, Kompetenz und Technologie“, sagt Kevin. Aus diesen Zutaten haben die 19- und 20-jährigen Studienanfänger einen Antrieb und eine computerbasierte Fernsteuerung konstruiert, die ein mit Helium gefülltes Luftschiff in Schwung bringen sollen. Die Aufgabe: einen Slalom fliegen, eine Säule umschiffen, ein Tor passieren und auf der Zielgeraden noch einmal ordentlich Fahrt aufnehmen.
Geballtes Wissen
Aber eigentlich schwebt viel mehr im Raum als nur der Zeppelin. „Es geht um ein attraktives Beispiel, wo man zugleich die Energieeffizienz aufzeigen, programmieren, mechanisch Leichtbauwerkstoffe einsetzen kann, kurz es geht um moderne Forschungsschwerpunkte der TU in einem Projekt“, erklärt Gregor Beckmann. Der Doktorand am Institut für Produktentwicklung und Konstruktionstechnik der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) ist Fachexperte für Maschinenbau im Interdisziplinären Bachelor-Projekt* zum Thema Luftschiffe und als solcher gefragt: „Eigentlich sind die Erstsemester noch nicht in der Lage, ein Luftschiff zu bauen. Sie haben gerade Abi gemacht und sind nicht einmal halbwegs Ingenieure“, gibt Beckmann zu. „Und doch sehen wir hier und heute, was sie sich in kurzer Zeit aneignen können, wenn sie nur wollen und wenn man sie lässt.“
Was macht eigentlich ein Ingenieur?
Was die TUHH aber nicht daran hindert, das Projekt auf alle Maschinenbauer und weitere Kompetenzfelder wie „Life Science“ oder „Maritime Systeme“ auszubauen: „Die Motivation der Teilnehmer gibt uns recht“, sagt Beckmann. Die Studienanfänger bekämen nämlich sogleich eine realistische Vorstellung davon, wie Ingenieure arbeiten und wozu man etwa einen Schwerpunkt berechnen können sollte oder Strömungsmechanik gut ist. Das gelte entsprechend für den Softwarebereich: „Ich habe mich schon seit Jahren mit Programmierung beschäftigt. Ich würde gern lernen, Mikrocontroller zu programmieren. Daher bewerbe ich mich für das Interdisziplinäre Bachelor-Projekt.“
Eine Bewerbung in drei Sätzen
Drei Sätze. So oder ähnlich. Und Ole war dabei. Mitglied im Team „InkompeTec“. Auch wenn der Name damals, als ein Luftschiff den Hörsaal durchquerte und Oles Aufmerksamkeit erregte, noch lange nicht feststand. Dafür traf der angehende Informatiker dann auf Kommilitonen anderer Fachbereiche, wie Maschinenbauer Philip und Verfahrenstechniker Eric: „Ich habe zu Hause auch eine Drohne, ich fliege gerne und ich wollte gerne mit anderen Fachbereichen zusammenarbeiten.“ Für Philip ist das Luftschiff-Projekt in jedem Fall Pflicht. Aber statt sich mit seinesgleichen zusammenzutun, wollte der 20-Jährige lieber selbständiger und interdisziplinärer arbeiten: „Wir waren acht Leute und hatten acht unterschiedliche Ideen. Da lernt man ganz viel über den Austausch und die Diskussion.“
Teamgeist lernt fliegen
So weit die Planung. Dann kommt die Umsetzung und Konstruktion: löten, bohren, schrauben. Die Teile Gondel, Elektronik und Programmierung gemeinsam zusammenzuführen. Und schließlich vor Publikum präsentieren: Das Luftschiff „Inkompetec“ schwebt majestätisch blinkend um die Säule, streift leicht das Tor und fliegt geradewegs ins Ziel – weit vor dem Konkurrenzteam. „Vor dem Publikum zu präsentieren und zu fliegen, das hat mir am besten gefallen“, sagt Teamsprecher Eric am Ende eines langen, dynamischen Projekttages. „Die Arbeit hat sich gelohnt.“
* Den didaktischen Rahmen des interdisziplinären Bachelor-Projektes hat das Zentrum für Lehre und Lernen (ZLL) an der TUHH entwickelt. Seit 2012 begleitet es das Halbjahresprojekt, das Erstsemestern die Gelegenheit bietet, parallel zu grundlegenden Fachkenntnissen auch außerfachliche Kompetenzen zu erwerben und disziplinübergreifend im Team zusammen zu arbeiten.