Warum sich Oberstufenschüler für den Klimaschutz engagieren

01.06.2017

Da ruft das Abi, die nächste Klausur, der Sportwettbewerb – Oberstufenschüler haben bekanntlich wenig Zeit. Die Mitglieder des NAT-Schülerbeirates haben sich diese für die Vorbereitung ihres „Meerklima-Kongresses“ einfach genommen, haben sich ein halbes Jahr lang im Schnitt alle drei Wochen getroffen, ausgetauscht, inspirieren lassen. Etwa auf der Podiumsdiskussion im Schauspielhaus Anfang dieses Jahres: „Welt-Klimakonferenz – was passiert danach?“, lautete das Thema und einer der Experten auf dem Podium hieß Mojib Latif. Für Erwachsene ist das ein weit bekannterer Name als für 17-Jährige: „Ich habe den Klimaforscher erst im Schauspielhaus richtig kennengelernt, für mich war das eines der Highlights des Jahres“, sagt Leon, Elftklässler des Heilwig Gymnasiums.

Die Zeit läuft ja

Ein Highlight mit Folgen: Weil auch die anderen Schüler aus dem Beirat von den klaren Worten des Hochschullehrers angetan waren, baten sie Latif, ihren Kongress zu eröffnen. Der Forschungsleiter am Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel willigte ein. „Ich werde den Kongress zusammen mit Johanna aus dem Programmteam eröffnen und auch Herrn Latif anmoderieren“, sagt Leon, der die Rolle des Sprechers im Marketingteam übernommen hat, während Johanna die Programmplaner nach außen vertritt. Über 600 Schüler, viele Gäste und renommierte Wissenschaftler begrüßen – keine kleine Aufgabe für Oberstufenschüler: „Das ist auch eine Ehre“, sagt Johanna. Ohne den NAT-Schülerbeirat und das große gemeinsame Ziel hätte sich die Abiturientin vom Gymnasium Grootmoor nicht freiwillig dieser Herausforderung gestellt, wie sie betont: „Ich möchte nicht nur philosophieren, ich möchte etwas tun. Die Zeit läuft ja.“

Auf Augenhöhe mit der Zukunft

Zur Aufklärung über das oft noch umstrittene Thema Klimawandel beitragen, Gleichaltrigen Anlaufstellen bieten, Aufmerksamkeit schaffen – es sind große Ziele, die der Schülerbeirat mit dem Kongress verbindet: „Kurzfristig mögen andere Probleme dringlicher erscheinen, aber langfristig kann das Thema niemandem egal sein“, ist Leon überzeugt. Dass er sich aktiv einbringen kann, etwas für seine Generation und deren Zukunft bewegen kann, sei das Tolle an der Arbeit im Beirat. Und nebenbei verfolgt der Physikprofilschüler auch persönliche Ziele: „Im kommenden Jahr möchte ich beim Jugend-forscht-Wettbewerb mitmachen. Da habe ich durch den Kongress vielleicht ganz gute Kontakte zu Forschern.“ Schließlich lautet sein Fazit nach einem halben NAT-Schülerbeirat: „Es ist durchaus möglich für Schüler, in Verbindung mit Forschern zu kommen und gemeinsam etwas zu organisieren.“

Dranbleiben ist alles

Zuvor war die Wissenschaft für Leon eher eine ferne, andere Welt, jetzt plant er eine eigene Forschungsarbeit im Bereich Biochemie – auch angeregt durch den Austausch mit der Tiefseeforscherin Antje Boetius. Gäbe es 2018 erneut einen Schülerkongress, wären die beiden Sprecher wieder mit von der Partie. „Aber, ich weiß nicht, ob ich darf“, sagt Johanna. Schließlich beendet die 18-Jährige im Sommer die Schule, anschließend möchte sie sich am liebsten in einem Praktikum für den bedrohten Lebensraum der Meere und Ozeane einsetzen und dann gern tiefer in die Themen einsteigen, bevor es wieder mal auf Referentensuche gehe: „Wenn man mehr weiß, kann man noch besser mit den Forschern kommunizieren.“ Johannas Familie jedenfalls bekommt ihren Einsatz für das Zwei-Grad-Ziel und gegen Plastikgiftstoffe im Meer schon heute zu spüren: Müllvermeidung, keine Plastikflaschen mit Weichmitteln und nur nachhaltig gefangener Fisch sind der 18-Jährigen wichtig.