mint:pink 2017 wünscht sich zum Abschluss mehr Role Models
22.11.2017Wie wird man eigentlich die erste Frau in der Elektrolyse? Alexandra Schelomkow lagen Mathematik und Physik, sie hatte zudem ein Händchen für Technik und doch tat sich die Abiturientin aus Stade mit ihrer Studienwahl schwer: Klar, Maschinenbau wäre cool, aber eben auch eine Männerdomäne. Ihre Lehrerin hatte da einen Tipp: „Mach doch Wirtschaftsingenieurin, dann kannst du immer noch in die BWL switchen, wenn du dich nicht weiter mit Männern herumschlagen willst.“ Schelomkow fand das gut, entschied sich mit der RWTH Aachen aber für eine Hochschule, bei der das Ingenieurwesen klar dominierte – und hat es nie bereut. „Die Männer sind super nett und eher beeindruckt, dass man in den Beruf einsteigen will.“ Männer, die sie etwa bei ihrem Vorpraktikum in der Trimet Werkstatt unterstützt haben, als sie eine Lokomotive aus Aluminium selbst gegossen und gelötet hat – und die heute ihre Kollegen sind.
Und wie wird man eigentlich zum Role Model?
Die Lokomotive hat Alexandra Schelomkow mitgebracht zum mint:pink Speed Dating und auch ein Foto vom Elektrolyseofen: „Das ist mein Arbeitsplatz, das ist flüssiges Aluminium, ungefähr 950 Grad heiß.“ Die acht Mädchen, die der Ingenieurin aufmerksam zuhören, schlucken. Es sind Zehntklässlerinnen unterschiedlicher Schulen und dieser Nachmittag im KörberForum bildet den Abschluss des Programms mint:pink, an dem sie ein Dreivierteljahr lang teilgenommen haben. „Ist das nicht voll anstrengend jeden Tag bei so einer Wärme zu arbeiten?“, wollen sie wissen. Schelomkow erklärt, dass sie im Winter in den Gängen zwischen den Öfen eine Jacke tragen muss und für ihr aktuelles Projekt auch viel im Büro tätig ist: „Ich bin dafür zuständig zu zeigen, dass die Energiewende machbar ist und wir mehr Windkraft in der Elektrolyse nutzen.“ Ob man dafür viel Mathe brauche, fragen die Mädchen.
Nobody is perfect
Da erzählt die Ingenieurin freimütig, wie sie hart auf dem Boden der Hochschule gelandet ist: „In der Schule war ich in allen Fächern gut, ich habe mich für eine Art Überflieger gehalten – bis zu meiner ersten Vorlesung. Da ging es um die Berechnung n-dimensionaler Räume und ich habe wirklich gar nichts verstanden.“ Es sind Momente wie diese, die aus den zehn Frauen echte Role Models machen, weil sie sich mit den Mädchen auf Augenhöhe begeben, nichts schönreden, aber sehr wohl klarstellen. Etwa die Physikerin Julia Hengster, die betont, wie wichtig Kommunikation und der Austausch mit anderen Wissenschaftlern für die Arbeit in einer Forschungsanlage ist: „Viele Mädchen sagen, ich will mit Menschen arbeiten und werden dann Erzieherin oder Krankenschwester. Genauso gut könnten sie Physikerinnen werden.“ Nach ihrer abschlossenen Promotion steht Julia Hengster nun vor einer erneuten Weichenstellung.
Mit Begeisterung und Beharrlichkeit zum Ziel
Das kennen die Mädchen gut. Daher fragen sie auch immer wieder nach dem Weg ins Studium und dem Arbeitsalltag danach. Von Susanne Strauß-Klick erfahren sie dabei, dass Informatik weit mehr ist als nur Programmieren: „Mich interessiert vielmehr die Schnittstelle Mensch-Maschine.“ Konzepte entwickeln, Probleme konkretisieren und gemeinsam lösen bei der Lufthansa mit 17.000 PCs weltweit, das bestimmt den Alltag der Informatikerin. Die Basis dafür liefern logisches Denken und Mathe, das gilt auch für Hend Kamoun-Rosenko. Die Raumfahrtingenieurin bei Airbus Defence and Space macht deutlich, dass gute Noten allein nicht ausschlaggebend sind. „Hauptsache man hat das Verständnis für physikalische Phänomene, es geht um kreative Lösungen, das kann man nicht auswendig lernen.“ Alexandra Schelomkow jedenfalls hat die „Mathematik für Ingenieure“ am Ende problemlos bestanden. Mit Mut, Disziplin und Einsatz: „Im Studium wird die Möglichkeit gegeben, dir Zeit zu lassen, zu lernen, nachzufragen, wenn man etwas nicht versteht.“ Genau wie beim Speed Dating mit Role Models in MINT.