Module, Mathemacher und Marktplatz

25.03.2011

Am 25. März 2011 tauschten über 80 Lehrer aus fast 40 Schulen ihre Erfahrungen und Gedanken zu den naturwissenschaftlichen Profilen aus. Auf dem Programm: Mathematik, das Modul Geophysik, neue Formate im Profil, Evaluation und Marketing.

Was haben Dirk Jens Nonnenmacher und Wolfgang Mackens gemeinsam? Beide sind Mathematik-Professoren und stehen für einen Anwendungsbezug der modernen Mathematik – der eine als Ex-Bankchef, der andere als Initiator von NaT-Mathekursen für leistungsfähige und begabte Schüler. Was wohl auch heißt: Man kann die Disziplin zum Wohle der Gesellschaft oder gegen sie nutzen.

Defizite abfedern

Aber als Professor Mackens das Bild des Skandalbankers in seiner Arbeitsgruppe an die Wand wirft, verfolgt er eine ganz andere Intention: Welches Image hat die Mathematik in unserer Gesellschaft und wie kann man gegensteuern? Die einjährigen Kurse, die zum nächsten Schuljahr an fünf Standorten für die Klassen 6 und 11 geplant sind, sollen nicht nur Defizite in der gymnasialen Mathematikausbildung abfedern, sondern auch das Interesse für eine „höchst dynamische Wissenschaft“ wecken. „Mathematiker sind immer dann gefragt, wenn über etwas genau nachgedacht werden muss“, so der Hochschullehrer der TUHH.

Lebhafte Gesprächsrunden

Die NaT-Mathekurse sind nur eines von fünf Themen, mit denen sich über 80 Oberstufenlehrer an diesem Freitagnachmittag auf der Jahrestagung der Initiative NaT befassen. Auch Profilbeispiele, Profilmarketing, Evaluation sowie das Modul Geophysik stehen auf der Tagungsordnung. Dabei geht es in jeder der fünf Arbeitsgruppen, die sich auf unterschiedliche Räume im gastgebenden Körber-Forum verteilen, immer und in erster Linie um den Erfahrungs- und Gedankenaustausch. Die lebhaften Gesprächsrunden bis in die Kaffee- und Imbisspausen hinein, verdeutlichen, wie groß der Bedarf danach ist.

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Suche nach adäquaten Alternativen

Für die einzelnen Arbeitsgruppen haben sich die Teilnehmer schon bei ihrer Anmeldung zu der Jahrestagung eingeteilt. Das Mackens-Thema wählten rund 20 Mathematiklehrer aus 15 unterschiedlichen Schulen. Sie wollen erfahren, was die Kurse ihren Schülern bieten können: „Durch den Wegfall der Leistungskurse Mathematik gibt es kein adäquates Angebot mehr für die leistungsstarken Schüler“, sagt Philipp Halenza vom Gymnasium Farmsen.

Motivation durch klare Zielsetzung

Den Übergang von der Schule zur Universität war für Halenza selbst vor 15 Jahren, trotz Leistungskurs Mathematik, eine Art Schock gewesen: „Mein Schulwissen reichte gerade für die ersten drei Uniwochen.“ Danach musste der Hamburger studieren, wie Mackens betont: „Lateinisch studere heißt, sich zu bemühen.“ Ein Verb im Aktiv, wie auch Philipp Halenza erfahren musste. Das falle umso leichter, je genauer die Vorstellung von den Anforderungen im Studium ist und je klarer das Ziel.

Techno-Mathematik - eine gute Verbindung

Auch darum geht es in NaT-Mathekursen: Schüler sollen für die Techno-Mathematik gewonnen werden. Das ist nicht nur ein neuer Studiengang der Universität Hamburg und TUHH. Der Begriff steht auch für die Verbindung zwischen Mathematik und den Ingenieurwissenschaften, die Anwendung in der Praxis. „Was du da lernst, brauchst du, wenn du Ingenieur werden willst“, lautet die Botschaft, die Herbert Wild an seine Schüler weitergeben will. Der Physik- und Mathematiklehrer vom Gymnasium Grootmoor ist Ansprechpartner für alle Interessenten im Norden Hamburgs: Das Grootmoor ist eines der fünf Kurs-Standorte, neben dem Hansa-Gymnasium im Osten, Friedrich-Ebert-Gymnasium im Süden, Marion-Dönhoff im Westen und Sophie-Barat im Zentrum.

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Spaß bei der Arbeit

„Ingenieurwissenschaften, das traue ich mir nicht zu“, sagen viele von Wilds Abiturienten. In den NaT-Mathematik-Kursen erfahren sie nebenbei, was es eigentlich heißt, als Ingenieur zu arbeiten, welche Techniken man da benötigt und – wenn es gut läuft – wie viel Spaß die Arbeit macht. Es ist geplant, dass junge Assistenten aus der Angewandten Mathematik und nicht Lehramtsstudenten die Kursleistung übernehmen. Zielgruppe sind aufgeweckte Schüler, die nicht unbedingt Mathematik oder Naturwissenschaften studieren wollen, aber sehr wohl das Zeug dafür haben.

Die Macht der Mathematik

„Ich wollte auch keine Mathematik studieren, habe da zunächst nur geparkt“, erzählt Wolfgang Mackens. Erst als er gesehen hat, was man damit alles machen kann, sei der Funke übergesprungen: „Mathematik ist nicht unbedingt schön, aber mächtig. Ich kann sie überall anwenden“, so Mackens Botschaft. Ob Leute ohne didaktische Vorbildung sie weitergeben können, diskutiert der Arbeitskreis. „Die Ingenieure bringen das Geld rein und haben durch ihre Entwicklungen ein total erfülltes Leben, wenn sie fertig sind“, meint Wild. Der Mittelstufenkoordinator ist überzeugt, dass das Assistenten-Konzept aufgehen kann: „Wenn das die richtigen Leute sind.“

Eine Brücke zwischen Profilen, Hochschulen und der Arbeitswelt

Die richtigen Leute führen beispielsweise in lineare Ausgleichsrechnungen ein, ohne dass dies für die Schüler wie Arbeit aussieht. Und sie schaffen eine Verbindung zur Hochschulwelt, die über das Abitur hinausgeht. Die Bildungskette zwischen Profilen, technischen Hochschulen und Arbeitswelt ist ein zentrales Thema, weit über den Arbeitskreis Mathematik und die Jahrestagung hinaus: „Nat vermittelt den Schülerinnen und Schülern das Gefühl, dass ihre Entscheidung für ein MINT-Profil richtig und wichtig ist!“, betont Norbert Finck von der Stadtteilschule Walddörfer.

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Forderung nach mehr Zeit

NaT-Geschäftsführerin Sabine Fernau kann sich kein schöneres Lob vorstellen und will sich dennoch nicht auf den positiven Rückmeldungen ausruhen: Zwar benoteten viele Lehrer die Jahrestagung mit der Note gut und sehr gut, aber insgesamt fordern sie mehr - mehr Zeit für Kontakte und in den Arbeitsgruppen. „Arbeitsgruppen, in denen direkt etwas erarbeitet wird, laufen am besten“, so Sabine Fernau. Das gilt sowohl für das Thema „Feilen am eigenen Profil: Wie gewinne ich Schülerinnen und Schüler?“ mit Beraterin Antje Randow-Ruddies, Below Coaching. Als auch für die Arbeitsgruppe zum „jahrgangs- und fächerübergreifenden Modul Geophysik“ von Dirk Becker und Professor Torsten Dahm, Institut für Geophysik sowie Ulrike Vogt, Gymnasium Süderelbe.

HCU stellt Schulen Übungsplattform „Maple TA“ zur Verfügung

Die Mathelehrerin durfte bei der Jahrestagung noch ein zweites Mal auf das Podium – zur Vorstellung der Übungsplattform „Maple TA“, die Professor Schramm von der HafenCity Universität HCU für interessierte Schulen bereitstellt. Die Fachkonferenz vom Gymnasium Süderelbe hat gerade beschlossen, flächendeckend mit dem Computersystem zu arbeiten. Das heißt, jeder Schüler vom Gymnasium Süderelbe bekommt einen Zugang, die Lehrer können bestimmte Aufgaben frei schalten, die dann nach dem Zufallsprinzip in immer neuen Varianten präsentiert werden.

Entlastung und Weiterentwicklung

Die Süderelbler Mendy, Alex und Milan haben schon damit gearbeitet und noch Verbesserungsbedarf festgestellt. „Bei vielen Aufgaben fehlt noch die Rückmeldung zur Lösung“, sagt Milan. Aber Ulrike Vogt ist heute schon von den Trainingseffekten überzeugt: „Es kann eine Entlastung sein für viele Dinge, die wir im Unterrichtsalltag haben“, sagt Ulrike Vogt. Das ist ja auch mal eine gute Botschaft an einem Freitagabend, zum Ausklang der Jahrestagung.

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