Mit Physik Geschichte schreiben
12.02.2013Wie sieht eigentlich der Arbeitsalltag eines Umweltministers aus? An diesem Rosenmontag jedenfalls sitzt Peter Altmaier schon um 7.00 Uhr früh mit seinen Beamten im Berliner Ministerium zusammen, um Maßnahmen zur Finanzierung der Energiewende durchzusprechen. Gut vier Stunden später erwarten ihn 300 Schüler im Hamburger KörberForum. Sie kommen aus unterschiedlichen Schulen und Jahrgängen, haben aber alle ein Oberstufenprofil mit dem Schwerpunkt Energie gewählt und eine Menge Fragen auf dem Zettel. Nach technologischen Möglichkeiten, der gesellschaftlichen Dimension der Energiewende – oder dem persönlichen Dasein eines Umweltministers beispielsweise.
Minister im Netz
Die entscheidende Frage ist aber zunächst, können die Oberstufenschüler den Minister überhaupt befragen oder muss die Veranstaltung von NAT und Körber-Stiftung ausfallen, weil der Bundesminister in Berlin unabkömmlich ist? Doch Altmaier nimmt den Zug nach Hamburg, verspätet zwar, aber gut vorbereitet: „Sie sind Mathematiker“, begrüßt er den Abiturienten Malte Seibt vom Friedrich-Ebert-Gymnasium (FEG). „Physiker“, korrigiert Malte vorsichtig, schließlich ist er ja für sein Physikprofil als Schülermoderator auf das Podium gebeten worden. „Aber Sie haben doch die Mathematik-Olympiade gewonnen, das habe ich bei Google gefunden.“ Malte lächelt, ja das stimmt, aber das war in der sechsten Klasse.
Schüler moderieren die Fragerunde
Jetzt steht der 17-Jährige kurz vor dem Abitur und hat die Veranstaltungsmoderation zusammen mit seiner Mitschülerin Silje Emdal übernommen. Ein Moderationsduo, das sich schon auf einer Podiumsdiskussion im FEG bewährt hat und das im Körber-Forum von Profijournalist Martin Meister unterstützt wird. Schließlich ist so ein Vollblutpolitiker nicht einmal für geübte Moderatoren leicht zu knacken. „Wir haben die Zeit genutzt, um uns genauer abzustimmen“, berichtet Silje über die lange Wartezeit vor Eintreffen des Ministers. Die 17-Jährige lächelt dabei ganz entspannt, aber in ihrem Innern brodelt es – wie sie später gesteht.
Meta- und Unterfragen
Doch auf der Bühne im Rampenlicht legt sich die Aufregung: „Jetzt gibt es kein Zurück mehr, jetzt können wir das nur noch so locker wie möglich durchziehen“, ist der Gedanke, an den sich Malte hält. Locker, aber konzentriert: Die jungen Moderatoren haben zwar die Fragen der zwölf Teilnehmerschulen gesammelt, gewichtet und zu thematischen Schwerpunkten sortiert, aber sie können jetzt nicht einfach nur eine Frage nach der anderen vorlesen. Sie müssen genau verfolgen, wo der Minister schon spätere Unterfragen mit beantwortet hat, wo er ausweicht oder sich im Detail verliert.
So spannend wie Silicon Valley
Schließlich führen sie das Podiumsgespräch im vorgegebenen Zeitfenster zu einem guten Ende: „Was wollen Sie den Schülern der Physikprofile mit auf den Weg geben?“, fragt Malte den Bundesumweltminister abschließend. „Dass ihr im Bereich der Energien tolle Arbeitsplätze findet, um die Wirkungsgrade zu stärken, das Produktdesign stromsparender zu machen, neue Speichermöglichkeiten zu entwickeln“, wendet sich Altmaier direkt an die 300 Schüler. Das sei mindestens so spannend wie Silicon Valley und eine echte Chance für den Standort Deutschland: „Wenn ihr bei dieser Energieinnovationswelle ganz vorne mit dabei sein wollt, dann könnt ihr Geschichte schreiben.“