Mit Auszeichnung verlängert: Kooperation Heilwig Gymnasium und Jungheinrich
16.11.2012MINT-Tag einmal anders. Zwar sind auch Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – und genau dafür steht die Abkürzung MINT – in der Aula des Heilwig Gymnasiums vertreten. Aber in Form von Lehrern, Schülern, Ingenieuren und Behördenvertretern: Dr. Uwe Heinrichs, Abteilungsleiter für Schul- und Unterrichtsentwicklung, und Bernhard Proksch, Amtsleiter der Wirtschaftsbehörde, sind eigens gekommen, um Schule und Unternehmen am Tag der Vertragsverlängerung ihrer Kooperation auszuzeichnen: „Ohne das konkrete Wissen der Unternehmen und ohne die Praxis, wofür beispielsweise die Integralrechnung gebraucht wird, kommt keine echte Lernmotivation zustande“, sagt Proksch, der für die Bereiche Innovation und Strukturpolitik, Mittelstand und Hafen zuständig ist. „Insofern bin ich froh über das Engagement von Jungheinrich und möchte mich ganz herzlich dafür bedanken.“
Gelbe Kraftprotze
Das Unternehmen ist nicht nur durch den Leiter Personalentwicklung Wolfgang Heitmann, Ausbildungsleiterin Sarah Rajemison sowie die Ingenieure Ralf Wetegrove und Axel Hein vertreten. Sondern auch in Form kleiner gelber Kraftprotze, auf Tischen und Torten, auf Leinwandbildern und in den Köpfen. „Wie fährt sich denn ein Horizontal-Kommissionierer?“, will Tutorin Silke von Lepel wissen und reicht das Mikro an ihre Schüler auf dem Podium weiter. So lang wie der Name, so kompakt ist das Fahrzeug, um das es geht: Am Ende einer Werksbesichtigung durften die Elftklässler eine Probefahrt mit dem Gabelstapler machen, der bis zu 1.800 Kilo heben kann. „Ungewöhnlich und cool“, fasst David seine Eindrücke von der Probefahrt zusammen. Ganz anders als ein Auto und ein besonderer Kick, ergänzt Max.
Beeindruckender Praxisbezug
Inzwischen sind beide Schüler schon in der zwölften Klasse angelangt und können fast auf drei Semester Kooperation ihres Physikprofils mit dem Flurförderzeughersteller zurückblicken: angefangen von der besagten Werksführung über acht Praxistage im zweiten Semester bis zu einem fünfstündigen Bewerbungstraining. Begleitet durch physikalische Unterrichtsthemen wie Magnetfeldtheorie und Hall-Effekt, die auch in der Sensorik eines Staplers zur Anwendung kommen. „Die Kooperation mit Jungheinrich hat den Ausschlag dafür gegeben, dass ich von einer anderen Schule ans Heilwig Gymnasium gewechselt habe“, sagt Anton, ebenfalls Profilphysikschüler aus dem dritten Semester, und ergänzt: „Bereut habe ich diese Entscheidung nicht.“
Eine gute Investition
Ebenso steht Jungheinrich zu seiner Entscheidung, mit Schulen zu kooperieren: „Die Initiative NaT ist für uns eine großartige Möglichkeit, junge Menschen für Naturwissenschaft und Technik zu begeistern“, betont Wolfgang Heitmann. Wobei dies nicht selbstverständlich sei, schließlich sei es ein Investment in Schüler, die sich fünf Jahre vor ihrer beruflichen Weichenstellung für ein Fach entscheiden und dann vielleicht bei Jungheinrich um einen Job anklopfen.
Ausdauer und Hartnäckigkeit zahlen sich aus
Umso mehr bedankt sich Schulleiterin Ingrid Krause, dass das Unternehmen den Vertrag um drei weitere Jahre verlängert: „Sie haben uns Modelle, Ingenieure und Zeit zur Verfügung gestellt. Sie haben bereitwillig und großzügig mit uns gearbeitet. Sie sind nicht ungeduldig geworden, die Fragen zu beantworten, die Schülerinnen und Schüler an Sie hatten.“ Krause erinnert daran, dass es anfangs überhaupt nicht sicher war, dass die Schule überhaupt ein Physik-Profil anbietet. „Es zeigt sich, dass Ausdauer und Hartnäckigkeit unerlässlich sind, aber auch, dass es sich lohnt zu investieren“, fasst NaT-Geschäftsführerin Sabine Fernau die ersten vier Jahre der Kooperation zusammen. „Heute können wir sagen, dass Schule und Unternehmen voneinander profitieren.“
Ziel: NaT-Studium
Das machen nicht nur die Aussagen der Schüler in dem Podiumsgespräch deutlich, das belegen auch die Umfragen der Initiative unter den Abiturienten: „Zwei von drei NaT-Schüler streben ein naturwissenschaftlich-technisches Studium an“, betont Fernau. Was die Schülerinnen im neuen Physikprofil am Gymnasium Heilwig betrifft, so liegt die Quote bei hundert Prozent: Louise will Informatik studieren und dann im Medienbereich arbeiten, Stina interessiert sich für Umwelttechnik und Karolin hat sich schon für ein Maschinenbaustudium bei der Bundeswehr entschieden. Mehr junge Frauen hat das Physikprofil in der elften Klasse nicht, aber das sind immerhin drei mehr als in der jetzigen Zwölften.
Profil lockt Schüler an
Karolin ist das egal. Sie hat extra für das Physikprofil die Schule gewechselt und hätte es auch gewählt, wenn sie das einzige Mädchen in dem Kurs gewesen wäre: „Es hat mich gereizt, tiefer in die Physik einzusteigen.“ Später möchte sie einmal praktisch arbeiten, aber auch verstehen, was sie da tut und dies mit Formeln beweisen können. So viel Zielstrebigkeit beeindruckt Uwe Heinrichs: „Es ist spannend, dass dieses Profil offenbar schon mehrfach Schüler angelockt hat.“
Fachübergreifende Verknüpfungen
Der Vertreter der Schulbehörde ist an dem MINT-Tag gerne ans Heilwig Gymnasium gekommen, weil ihn die konkrete Arbeit vor Ort, der Austausch mit Schülern und Fachlehrern interessiert. Von Philosophielehrer Arne Jabs erfährt Heinrichs dabei, wie Fragen nach den Grenzen der Technik, nach Machbarkeit und Moral in den Unterricht einfließen. „Das ist das, was ich unter Erwerb von Allgemeinbildung verstehe“, lobt der Oberstudienrat. „Solide Fachkenntnisse, aber auch der Blick über das Fach hinaus auf weitere Zusammenhänge.“ Das sei eine höhere Anforderung an die Schulen als früher, die aber in guter Teamarbeit und durch Kontinuität gelänge. „Ich wünsche mir auch mehr langfristige Kooperationsbeziehungen, denn das ist Voraussetzung dafür, dass Vertrauen zwischen Schule und Unternehmen nachhaltig wachsen kann.“ So wie zwischen Heilwig Gymnasium und Jungheinrich im fünften Jahr einer ausgezeichneten Kooperation!