Mehr als die Gleichung an der Tafel: mint:pink zu Besuch in der Angewandten Mathematik der TUHH

03.09.2014

Die Erwartungen sind hoch, die Wege weit: „Ich erwarte, dass es uns schmackhaft gemacht wird, Mathe zu studieren“, sagt Claudia. Für einen Tag der Angewandten Mathematik ist die Sankt-Ansgar-Schülerin bis nach Harburg an die Technische Universität TUHH gefahren. Hier trifft sie auf andere mint:pink-Teilnehmerinnen. Das gleichnamige Programm will Mädchen in der Mittelstufe schulübergreifend für naturwissenschaftliche Fragestellungen gewinnen und bis in die Oberstufe begleiten. Etwa Laura, Sophie-Barat-Schülerin, die allein und ganz aus Wedel angereist ist: „Ich habe noch nie programmiert und will ohne viel Aufwand prüfen, ob Informatik etwas für mich ist“, so die 16-Jährige.

Jeder Besuch zählt

Schon auf dem Campus werden die Schülerinnen erwartet. Studierende der Technomathematik haben Matten ausgelegt, mit roten und schwarzen Seilen vernetzt und Zählern versehen. Professorin Sabine Le Borne erklärt das Experiment: „Bitte verteilen Sie sich auf die Matten und folgen dann einem schwarzen Seil auf eine andere Position, der Weg über ein rotes Seil ist verboten!“ Bei jedem Besuch registrieren sich die Mädchen mit einem Klick – bis die erste Matte 30 Besucherinnen gezählt hat. Bei einer zweiten Versuchsreihe starten die Mädchen nach fünf Besuchen immer wieder beliebig neu. Dennoch ist es wieder die Position mit der Glückszahl 13, die am häufigsten besucht wird. „Das ist ja auch die Matte, zu der die meisten schwarzen Seile führen“, konstatiert Claudia.

Mehr als die Gleichung an der Tafel
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Und es hat Klick gemacht

Was der Versuch mit einer Suchmaschine zu tun haben könnte, finden die Mädchen schnell heraus: Vor ihnen liegt ein kleines Modell des Internets, die Matten sind die Webseiten, die schwarzen Seile die gerichteten Links. Wie Suchmaschinen jetzt in Sekundenschnelle die Toptreffer ermitteln, berechnen sie im Theorieteil der Veranstaltung und programmieren anschließend selbst. Zuvor führt die Professorin für Numerische Mathematik aber noch in ihren Lehrstuhl und die Geschichte der Informationsgewinnung ein. „Ein Googol ist eine Eins mit 100 Nullen“, erklärt Le Borne den Namen der bekanntesten Suchmaschine.

Nicht schwierig, sondern logisch

Die Mischung aus Theorie und Praxis gibt es auch im Nachbarworkshop, den Professor Wolfgang Mackens leitet. „Problemlösen mit Funktionen“ lautet die Überschrift, aber Mackens hat viel mehr auf dem Programm. Die Schülerinnen sollen wissen, dass Mathematik die Kunst des Lernens bedeutet, dass es sich um einen riesigen Bereich handelt, den niemand voll und ganz beherrschen, mit dem man aber die Welt modellieren und Probleme lösen kann: „Mathematik ist nicht schwierig, sondern logisch“, sagt der Koordinator des Schullabors.

Mehr als die Gleichung an der Tafel
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Kommt ein Ball geflogen – nur mit welcher Flugbahn?

Logisch, dass die mint:pink-Mädchen das Schülerlabor auch selbst erproben sollen: In kleinen Experimentiergruppen untersuchen sie Schwingungen, den Schwerpunkt von Schwimmkörpern oder wie Kraftaufwand, Biegung und Balkendicke zusammenhängen. Laura nimmt sich gemeinsam mit Luca und Awa von der Sankt-Ansgar-Schule eine Tennisballwurfmaschine vor. „Wie fliegt der Ball genau und wo sollte der Spieler stehen? Dazu kann man eine Funktion erstellen“, gibt Christian, Maschinenbaustudent im sechsten Semester, die Aufgabenstellung vor und verteilt Zollstöcke an die Mädchen.

Eine Menge gelernt

Der Austausch mit Studierenden ist auf jeden Fall ein Pluspunkt des Tages der Angewandten Mathematik, findet Laura. Überhaupt sei es toll, einen Einblick in eine große Technische Universität zu bekommen. Dazu gehöre auch die Erfahrung, dass Professoren manchmal etwas viel und schnell reden, meint Claudia. Hinzugelernt haben die Schülerinnen aber auf jeden Fall: „Wir haben uns mit Matrizen beschäftigt, das kommt eigentlich erst in der Oberstufe dran“, sagt die Sankt-Ansgar-Schülerin. Für Laura war die Programmierung ein Schlüsselerlebnis: „Einmal vertippt und das Programm meldet 'Error' – man muss schon sehr genau sein.“ Die Option Informatik will sie für sich erst mal einklammern, aber noch nicht ganz ausschließen. Die Angewandte Mathematik habe dagegen voll überzeugt: „Mathe ist vielfältig und viel mehr als die Gleichung an der Tafel.“

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