Chemieschüler erkunden den Gewässerschutz am Flughafen

04.02.2016

Es klappt schon bei der ersten Probe: „TOC ist was?“, fragt Jan Eike Blohme-Hardegen. „Total Organic Carbon“, antworten zwölf Schüler im Chor. „Okay“, nickt der Umwelttechniker und setzt nach, „TIC“? „Total Inorganic Carbon“, sprechen die Schüler im Takt. „TC“ – „Total Carbon“. Sicher, das war jetzt nicht besonders schwer, aber die Elftklässler wissen auch, dass man den TC-Gehalt über die thermische Oxidation und TIC über eine nass-chemische Reaktion in Phosphorsäure bestimmt – und wie aus diesen Werten der Kohlenstoffgehalt des Wassers berechnet wird. Willkommen in der TOC-Anlage vom Hamburg Airport, ein kleiner, grauer Container, gefüllt mit unscheinbaren Apparaturen, die es in sich haben: Hier entscheidet sich, ob das Wasser vom Vorfeld belastet ist oder nicht, ob es den Weg in die Kläranlage oder in die Tarpenbek nimmt – dahin, wo 24 Ohmoor Gymnasiasten an diesem frischen Februarmorgen hergekommen sind, die meisten mit dem Fahrrad.

Das Salz in der Suppe

Auch Carl-Jürgen Bautsch hat das Flughafengelände mit dem Rad umrundet. Nun zum schon vierten Mal: „Wir verfolgen seit vielen Jahren das Konzept des Flughafens zum Gewässerschutz“, sagt der Chemielehrer, der das Profil „Fertig zum Abheben“ von Anfang an begleitet hat. Es beinhaltet etwa einen Fluggleiterwettbewerb, einen Besuch bei Lufthansa Technik – sowie bei den Umweltbeauftragten des Flughafens: „Für mich ist dieser Ausflug wie das Salz in der Suppe“, sagt Bautsch. „Wir zeigen einen Bezug zur Wirtschaft und vermitteln zugleich spezifische Fachinhalte.“ Etwa wie auf dem Vorfeld mit einer Grundfläche von 42 Hektar bei kalter Witterung Flugzeuge mit einem Gemisch aus erhitztem Wasser und Glykol enteist werden und was mit dem Wasser im Nachgang passiert: „Die Schüler sehen Technik, Abwassergräben, Rückhaltebecken und nehmen später selbst Gewässeruntersuchungen vor.“

Jenseits der Tarpenbek
Jenseits der Tarpenbek
Jenseits der Tarpenbek
Jenseits der Tarpenbek

Alles im Fluss

Was da noch auf sie zukommt, erfährt die Schülergruppe im Minilabor direkt neben der TOC-Anlage. „Eisen, Nitrat-, Nitrit-, Sulfatgehalt, all das und mehr können wir mit dem Photometer messen“, sagt Udo Bradersen-Brenner. Der Umweltbeauftragte hält einen Testsatz gelblicher Flüssigkeiten in die Höhe: „Durch die farbige Flüssigkeit wird Licht in einer bestimmten Wellenlänge geleitet und gemessen“, erklärt der Biologe. „Der Lichtdurchlass ist ein Maß für den Grad der Verschmutzung.“ Bis die Schüler eigene Wasserproben mit dem Photometer auswerten können, muss es aber noch etwas wärmer werden. „Das war aber schon mal eine gute Vorbereitung“, lobt Terk. Beeindruckt hat den Schüler, wie viel der Flughafen für den Gewässerschutz tut und etwa durch gerade getestete neue Bodenfilter auf der Basis von Vulkangestein noch tun will. „Und das mit relativ simplen Methoden.“ 

Zuverlässige Umwelttechnik am Hamburg Airport

Die TOC-Anlage jedenfalls ist so einfach und zuverlässig zugleich, dass sie schon prominente Nachahmer gefunden hat. „Der neue Flughafen in Berlin hat sich von uns beraten lassen und schon 15 Stück aufgestellt“, betont Hardegen. „Wenn sie denn enteisen wollten, das würde funktionieren.“ Hardegen lacht, bei ihm läuft es reibungslos, der Wartungsaufwand ist selbst im Winter gering. Und der Ausblick auf Hamburgs größte zusammenhängende Grünfläche das ganze Jahr über erstklassig. Melissa blickt sehnsuchtsvoll aufs Rollfeld. Gerade hat eine Maschine das Weite gesucht. Ein großartiger Anblick, für ihn will die Schülerin später arbeiten: „Ich will Flugzeugtechnik studieren.“ Aber vorher muss Melissa noch für den Chemietest vorbereitet werden: "Wo liegt unser Schaltwert“, fragt Hardegen in die Runde. „30“, rufen die Schüler. Noch stimmt das. Hat der Flughafen den Bodenfilter erst einmal in Betrieb genommen, soll der maximale TOC-Wert deutlich weiter gesenkt werden. Fertig zum Ableiten!

Jenseits der Tarpenbek

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