Hamburger Schüler vor der Wahl – Funke für die Naturwissenschaft übergesprungen
26.04.2011Was erforscht man in der Mathematik? Wie spritzt man Titandioxid auf Türen? Wie gestaltet man einen Klang? Große Fragen statt großer Liebe. Aber auch dabei kann der Funke überspringen. Das ist Ergebnis eines wissenschaftlichen Speed-Datings, das die Initiative NaT in Zusammenarbeit mit fünf Hamburger Hochschulen am 18. Februar an der Hochschule für Angewandte Wissenschaft HAW durchgeführt hat. Dabei wurden 22 Wissenschaftler mit rund 200 Zehntklässlern zusammengebracht: Die Wissenschaftler hatten eine gute Viertelstunde Zeit über ihr Forschungsthema zu referieren. Anschließend stellten sie sich den Fragen der Schüler. Nach einem halbstündigen Date stand die nächste Schülergruppe vor der Tür.
Unerwartete Freuden
Für die Wissenschaftler war das ein ganz schöner Knochenjob: die Forschungsthemen verständlich und kurz aufbereiten, Einblick gewähren in den eigenen Werdegang, die Zuhörer mitreißen und zum Nachhaken animieren. Für die Schüler war das eine Menge Stoff, den sie verarbeiten mussten: Die ersten drei Dates konnten sie sich nicht selbst wählen, die Referenten waren ihrer Gruppe jeweils zugeteilt worden. Erst beim letzten Termin hatten sie die freie Wahl. Eine Einschränkung, die viele Teilnehmer im Vorfeld heftig kritisierten, die aber auch ihre Vorteile hatte, wie eine Schülerin formulierte: „Da wo ich zugeteilt wurde, war es echt gut und allein wäre ich da wahrscheinlich nicht hingegangen.“
Weitreichende Entscheidungen
Begeisterung wecken für ein naturwissenschaftliches Fach oder eine technische Fragestellung, mit der ein 16-Jähriger möglicherweise noch nie zu tun hatte, das ist auch die Absicht hinter der Speed-Dating Idee. Denn auch Hamburgs Zehntklässler haben die Wahl. Spätestens bis zum März müssen sie sich für ein Oberstufenprofil ihrer Schule entscheiden. Eine Wahl, die nicht nur für die Oberstufe und das Abitur bindend ist, sondern auch die berufliche Zukunft prägt, weiß NAT-Geschäftsführerin Sabine Fernau: „Wer die Naturwissenschaften in der Oberstufe abwählt, findet in der Regel auch nach dem Abitur nicht mehr den Zugang dazu.“
Viele Volltreffer
Fatal ist das für den Berufszweig der Ingenieure und Techniker, der so dringend Nachwuchs benötigt und letztlich auch die Grundlage für den Wohlstand einer Nation ohne Rohstoffe und Reichtümer darstellt. Grund genug für die Wissenschaftler sich ordentlich für ihr Fach ins Zeug zu legen. Am besten gefielen den Schüler dabei die Referenten Kurt Binder (HSU, Maschinenbau) und Wolfgang Mackens (TUHH, Numerische Simulation). Die Themen Sounddesign (Thomas Görne, HAW Hamburg), Biochemie, (Cindy Meyer, UHH) und Geomatik (Thomas Schramm, HCU) schnitten sehr gut ab. Insgesamt benotete fast jeder Zehntklässler ein Date mit sehr gut, viele zwei oder drei, manche sogar vier und damit insgesamt Volltreffer. Umgekehrt wünschten sich die Wissenschaftlern von den Zehntklässler: weniger Zurückhaltung und mehr Fragen. Aber es war ja auch das erste Date – weitere Kontaktaufnahmen sind nicht ausgeschlossen.