Forschung und Entwicklung zieht Kreise

07.04.2014

Manchmal hilft es, die Brille zu tauschen. Sich in jemanden hineinzuversetzen, der seit Jahren schon Brennstofffahrzeuge nutzt. Darüber nachzudenken, wie so ein Wasserstofffan den Benziner sehen würde: „Mit einem dünnwandigen Blechkanister, in den 50 Liter hochentzündlicher Kraftstoff gefüllt werden, um ihn vorne bei 1200 Grad zu verbrennen. Und damit soll er dann durch die Gegend fahren!“ Keine Frage, das Thema Sicherheit liegt Diplomingenieur Andreas Pagel besonders am Herzen. Aber es gilt für jeden Fahrzeugtyp. „Ich habe in 15 Jahren noch keinen Wasserstoffunfall gehabt. Das ist nicht gefährlicher und nicht ungefährlicher als Benzin“, betont er.

Forschung und Entwicklung zieht Kreise
Forschung und Entwicklung zieht Kreise
Forschung und Entwicklung zieht Kreise
Forschung und Entwicklung zieht Kreise

Expertise von außen, Anschub für innen

„Viel ist auch Gewohnheit“, sagt der Manager, der bei Shell den Bau und Betrieb von Wasserstofftankstellen in Deutschland und Kalifornien verantwortet. „Global Hydrogen Operations Manager“ heißt das in einem internationalen Konzern. In dieser Funktion ist Pagel als Experte zur NAT-Jahrestagung gekommen. Jetzt sitzt er mit zehn Lehrern in einem Kreis zusammen, verteilt ein Handout, spricht über Herausforderungen und Chancen, beantwortet Fragen zum Ausbau der Wasserstofftankstellen in Hamburg und zur Speicherung.

Sieben auf einen Streich

„Die Brennstoffzelle ist Thema im Unterricht“, sagt Chemielehrerin Mandana Gnoth, die sich Pagel für ihre erste Expertenrunde ausgesucht hat. Sieben Referenten* aus Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen sind in das KörberForum zur NAT-Jahrestagung gekommen. Mit sieben aktuellen Forschungsthemen von der Energietechnik über die Chemieinformatik bis zur Teilchenforschung. Aber nur drei Expertenrunden sind insgesamt vorgesehen. „In der Chemie fehlen die Anknüpfungspunkte stärker als in der Physik. Aber die Schüler wollen wissen, wozu sie das brauchen“, erklärt Gnoth die Leitlinie für ihre Themenwahl.

Forschung und Entwicklung zieht Kreise
Forschung und Entwicklung zieht Kreise
Forschung und Entwicklung zieht Kreise
Forschung und Entwicklung zieht Kreise

Projekte mit Praxisbezug in der Pipeline

Die promovierte Lehrerin leitet zusammen mit ihrem Kollegen Frank Tschepke ein Physik-Chemieprofil am Hansa-Gymnasium. Gemeinsam sind sie zur Jahrestagung der NAT gekommen, um sich auf den neuesten Stand von Forschung und Entwicklung in ausgewählten Anwendungsbereichen zu bringen sowie Anregungen für Unterrichtsprojekte mitzunehmen. „Hier sind ideale Bedingungen, um anknüpfen zu können an Firmen und universitäre Einrichtungen“, lobt Gnoth. Für ihren zweiten Termin hat sie sich Christian Werner, Vertriebsdirektor für technische Produkte bei der Firma Kroenert ausgesucht. Das Altonaer Unternehmen produziert industrielle Beschichtungsanlagen, etwa für Kunststoffverpackungen, aber auch für Elektroden der Lithium-Ionen-Batterien.

Vernetzung leicht gemacht

„Da wir im Bereich der Aluminiumfolie schon seit Jahrzehnten aktiv sind, war der Schritt zur Herstellung von Batterieelektroden nicht so groß“, erläutert Werner. Im Gegenteil, Feintuning ist gefragt: Die Metallfolien haben teilweise weniger als zehn My Dicke, das sind ein hundertstel Millimeter. „Das ist eine Herausforderung“, so der gelernte Maschinenbauer. Und ein hochspezialisierter Bereich, der weit über das Unterrichtsthema Batterien hinausreicht. „Es geht mir auch um die Firmenkontakte und die Zukunft der Schüler“, sagt Gnoth. „Es sind ganz viele Verknüpfungspunkte, die man hat.“  

Forschung und Entwicklung zieht Kreise
Forschung und Entwicklung zieht Kreise
Forschung und Entwicklung zieht Kreise
Forschung und Entwicklung zieht Kreise

Im Karussell der Kontakte

Die Chemielehrerin ermöglicht ihren Schülern so oft wie möglich den Blick in die Praxis: „Sich ein bisschen von der Theorie lösen“, sagt sie und fährt mit ihren 24 Schülern etwa ins Helmholtz-Zentrum nach Geesthacht. Mit Referent Hajo Dieringa ist sie schon in Kontakt und wendet sich nun in Runde drei an dessen Kollegen Daniel Pröfrock. Im Institut für Küstenforschung lebt der promovierte Chemiker „in wilder Ehe mit der Biologie“, wie er sagt, und nutzt beispielsweise Miesmuscheln als Bioindikatoren in den Nordseestationen bei Cuxhaven und Helgoland. „Ist es möglich, darüber in Geesthacht mehr zu erfahren?“, fragt Gnoth und erhält von Pröfrock den passenden Ansprechpartner. Genauso wie es sich die Gymnasiallehrerin gewünscht hat: „Die Kontakte, der schnelle Austausch und die vielen Verknüpfungen, das macht die NAT-Jahrestagung aus!“

* Wir danken allen Beteiligten für ihr Engagement: Dr. Hajo Dieringa, Helmholtz‐Zentrum Geesthacht (HZG); Prof. Dr.-Ing. Franz Joos, Leiter des Laboratoriums für Strömungsmaschinen an der Helmut‐Schmidt‐Universität Hamburg; Dipl.-Ing. Andreas Pagel, Global Hydrogen Operations Manager der Shell Deutschland Oil GmbH; Dr. rer. nat. Daniel Pröfrock, Helmholtz‐Zentrum Geesthacht (HZG); Prof. Dr. Matthias Rarey, Geschäftsführender Direktor des Zentrums für Bioinformatik der Universität Hamburg; Prof. Dr. Robin Santra, Vorsitzender des CFEL‐Leitungsgremiums am DESY/ Universität Hamburg; Ing. Christian Werner, Vertriebsdirektor Technische Produkte bei der KROENERT GmbH & Co KG.

Beitrag teilen