Fisch und Fleisch – in einer Ausbildung

04.11.2010

Diplom-Wirtschaftsingenieur Jan-Patrick Ziegler, 26, technischer Planer Mercedes-Benz über seinen Berufsweg durchs Nadelöhr

NaT: Sie haben die Schüler einen ganzen Tag begleitet. Wie ist Ihr Eindruck?

Der Tag hat mir gut gefallen. Die meisten Schüler waren sehr interessiert, alle haben an den Anlagen vernünftig mitgearbeitet und die Vorträge aufmerksam verfolgt. Ich würde das wieder machen.

NaT: Wie lange ist es bei Ihnen her, dass Sie auf der Schulbank gesessen haben?

2003 habe ich Abitur gemacht, anschließend den Wehrdienst abgeleistet. Da habe ich dann auch vom dualen Studium erfahren und mich beworben. Nach einem Maschinenbaupraktikum bin ich 2005 bei Daimler eingestiegen und im Frühjahr 2009 fertig geworden.

Fisch und Fleisch – in einer Ausbildung
Fisch und Fleisch – in einer Ausbildung
Fisch und Fleisch – in einer Ausbildung
Fisch und Fleisch – in einer Ausbildung
NaT: Warum haben Sie sich für das Wirtschaftsingenieurwesen entschieden?

Von meinen Interessen her stand ich zwischen der Technik und der Betriebswirtschaft, aber ich wollte mich nicht zwischen Fisch und Fleisch entscheiden. Ich wollte etwas dazwischen. Dazu kam noch on Top, dass das auch in einem dualen Studiengang möglich war.

NaT: Dafür mussten Sie aber auch durch ein Nadelöhr gehen: Manches Jahr werden nur zwei von zweitausend Bewerber genommen. Wie haben Sie das geschafft?

Es ist viel Chemie, man muss auch in die Truppe reinpassen. Ich kann den Schulabgängern nur raten, sich sichtbar zu machen, sich zu engagieren, sei es als Schulsprecher, in sozialen Projekten, in der Theater AG oder in Schülerjobs. So wie es jetzt das Matthias-Claudius-Schülerteam beim Wettbewerb „Formel 1 in der Schule“ auch macht. Das finde ich klasse.

NaT: So ein Doppelstudium, dazu noch dual gilt als sehr anstrengend. Wie haben Sie das durchgehalten?

Das Wichtigste ist, sich nicht verrückt machen zu lassen. Es gibt immer Kommilitonen, die am ersten Tag nach 12 Wochen Praxisphase schon ankommen und fragen, hast du schon die Aufgabe gerechnet? Davon muss man sich frei machen, sich die Zeit richtig einteilen, für Ausgleich sorgen. Wenn eine Klausur daneben geht, ist das nicht gleich das Ende. Im Bachelorstudium hat der Druck allerdings zugenommen. Da hatte ich es noch etwas besser.

NaT: Was ist jetzt genau Ihre Aufgabe bei Daimler?

Ich bin technischer Planer im Bereich der Lenksäule, neuerdings auch der Schaltungen. Ich kriege von der Konstruktion den Auftrag, eine Montageanlage zu planen, zu beschaffen und betriebsfertig zu machen. Bei mir ist das zurzeit das Bauteil, welches das Lenkrad und den Bolzen vom Schloss aufnimmt. Dieses Bauteil lasse ich praktisch herstellen, das ist mein Betreuungsbereich. Dazu habe ich noch die Lieferantenanfragen für die Shift-by-wire-Schaltung übernommen und als ganz neue Aufgabe die Ausplanung einer Kunststoffeinspritzung für einen Schiebesitz. Aber da wächst man rein, man lernt viel von den Kollegen, die einen hier nicht wegschicken, wenn man Fragen hat.

NaT: Hat Sie die Schule und das Studium auf diese Aufgaben vorbereitet?

Die Schule hat mir beigebracht, wie ich lerne und wie ich soziale Kontakte herstelle. Das Studium ist ein Zutrittsschein. Ich muss hier heute keine Festigkeiten, keine Strömungen oder Kräfte mehr berechnen, aber es ist gut, dass ich weiß, wie das geht. Ich kann mich jetzt auf meine Aufgaben konzentrieren und muss da auch noch viel nachlesen und lernen, aber ohne ein Studium oder eine fundierte Ausbildung geht das nicht.

NaT: Was finden Sie besonders spannend an Ihrer Arbeit

Dass es jeden Tag etwas Neues gibt, wirklich jeden Tag!

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