Eine ganze Schule steht auf MINT

15.11.2012

Gyula Trebitsch Schule präsentiert sich am ersten Hamburger MINT-Tag mit einem vielfältigen naturwissenschaftlichen Programm

Schon auf dem Schulhof fliegen Flaschen, gefüllt mit Wasser und Druckluft, und fallen Tonklumpen von einer 24 Meter hohen Feuerwehrleiter. In der Turnhalle staunen Unterstufenschüler über Tintenkiller-Experimente, präsentiert von Chemiker Andreas Korn-Müller, während ältere Schüler in der Pausenhalle von Wissenschaftsautor Ulrich Eberl erfahren, wie sie schon heute die Zukunft erfinden. Es ist der erste Hamburger MINT-Tag für Schüler, und das Gyula Trebitsch Kollegium in Tonndorf hat sich einiges vorgenommen: Jeder der 1.400 Schüler der Stadtteilschule mit gymnasialem Zweig soll mindestens eine Doppelstunde lang mit Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften oder Technik, kurz MINT, in Berührung kommen auf zugleich unterhaltsame, anregende und erkenntnisreiche Weise.

Starke Naturwissenschaften

An der NAT-Schule sind die Naturwissenschaften schon seit langem stark, wie Schulleiter Martin Brause verdeutlicht: „Wir haben Forschergruppen ab Klasse fünf, naturwissenschaftliche Profilklassen ab Jahrgang sieben, naturwissenschaftliche Oberstufenprofile und wir sind sehr aktiv bei 'Jugend forscht'. Da war der MINT-Tag für uns eine gute Gelegenheit, um einen Thementag für die ganze Schule zu gestalten.“ Auch wenn das kein leichtes Unterfangen für die Arbeitsgruppe aus Chemikern, Physikern und Mathematikern ist: Sie soll ein Programm nicht nur für alle Jahrgangsstufen, sondern auch für Stadtteilbereich und gymnasialen Zweig ab Klasse sieben gleichermaßen anbieten.

Eine ganze Schule steht auf MINT
Eine ganze Schule steht auf MINT
Eine ganze Schule steht auf MINT
Eine ganze Schule steht auf MINT

Erkenntnisse fürs Leben

Beispielsweise das Thema Energieeffizienz durch Wärmedämmung für Klasse sieben und acht der Stadtteilschule: Marven und Nico haben ein Haus aus Pappkarton und Klebeband gebaut, dann ein Gefäß mit 70 Grad heißem Wasser hineingestellt und mit dem Wärmefühler in Abständen von zwei Minuten gemessen, wie schnell die Temperatur absinkt. Im zweiten Schritt haben sie ihr Haus mit Styropor beklebt und erneut gemessen. „Der Unterschied beträgt bei unserem Modell nur ein paar Grad“, sagt Marven und zuckt mit den Schultern. „Aber das liegt wohl daran, dass wir im ersten Schritt zu viel Klebeband verwendet und im zweiten zu unsauber gearbeitet haben.“ Auch dies ein Erkenntnisgewinn, der vielleicht über den Tag hinaus greift.

Saubere Arbeit

Das Mädchenteam aus Lena, Marcella, Melanie und Nadine hat sauber geklebt: drei CDs, ein 60 Zentimeter langes Styroporbrett, einen Stab und eine Mausefalle, verziert mit Blumen und Namen. „Welches Auto fährt mit der Energie einer Mausefalle die längste Strecke?“, lautete die Aufgabenstellung für die Neun- und Zehntklässler aus dem gymnasialen Zweig. Zum MINT-Tag wird der Wettkampf in der Sporthalle ausgetragen. Nadine drückt auf die Mausefalle, Stab und damit der aufgedrehte Faden lösen sich und setzen das Fahrzeug in Bewegung: „13 Meter 80“, strahlt Marcella.

Eine ganze Schule steht auf MINT
Eine ganze Schule steht auf MINT

Zeitaufwand der sich lohnt

14 Meter schafft das Modell von Norbert und Yusuf im ersten Anlauf, aber Norbert ist damit noch nicht zufrieden. Hatte er doch sehr viel Arbeit in die wendige Holzkonstruktion mit langer Hebelwirkung gesteckt. Vor dem zweiten Probedurchlauf legt der 15-Jährige noch einmal Silikon auf die Achsen nach und prüft die Drehmomente der Räder. Dann löst er die Spannung: Der Wagen rollt quer durch die Turnhalle, über das Ende des Maßbandes hinaus und kommt erst bei 23,20 Metern zum Stehen. „Super“, johlt Yusuf und hebt den kleineren Norbert vor Freude in die Luft. „Das ist der drittbeste Platz, Mann.“

Naturwissenschaften machen Spaß

Was die Begeisterung und den Ideenreichtum der Autobauer angeht, kann Chemielehrerin Tanja Hühn auf jeden Fall mit dem Tag zufrieden sein. „Wenn die Schüler nach diesem Tag sagen, Naturwissenschaften machen Spaß, dann hat sich der Aufwand gelohnt“, lautete ihre Maxime für den MINT-Tag. „Uns liegt es am Herzen, für die Oberstufe vernünftige Profile zu entwickeln“, erklärt Hühn. „Dazu müssen wir auch in der Stadtteilschule für eine grundlegende naturwissenschaftliche Bildung sorgen.“

Mit viel Auftrieb

Die Gyula Trebitsch Schule hat ein Profil mit Chemie als profilgebendem Fach. Physiklehrer Mathias Burghardt will zukünftig auch eines unter Federführung der Physik anbieten. Dass der MINT-Tag die Naturwissenschaften positiv besetzt und für Übertragungseffekte auf den Fachunterricht sorgt, dürfte ihm dabei zugutekommen. Auch wenn Schulleiter Martin Brause einer Wiederholung in ähnlicher Größenordnung in 2013 schon den Riegel vorschiebt: „Das wäre auf Dauer zu teuer. Aber wir überlegen, einen Projekttag als Naturwissenschaftstag fest in unserem Jahresablauf zu verankern.“ Draußen auf dem Schulhof geht die letzte Druckluftrakete in die Luft, dreht quer ab und bleibt kopfüber in einer hohen Baumkrone hängen. Na, dann Prost bis zum nächsten Naturwissenschaftstag!

Beitrag teilen