Fünf Jahre Schülermodul Laserscanning

27.06.2016

Flexibilität ist, wenn die Vermessung des Oskar-Lühning-Teleskops in das Innere des Kuppelbaus verlegt wird – während draußen Starkregen auf die Hamburger Sternwarte in Bergedorf niederprasselt. Durchdachte Flexibilität ist, wenn das einen ganz neuen Aspekt in eine langjährige Kooperation bringt: „Zum ersten Mal haben die Schüler heute einen Innenraum vermessen, das ist eine ganz neue Erfahrung für uns“, sagt Vera Borchert. Vor fünf Jahren stand die Physiklehrerin vom Gymnasium Lohbrügge (Gyloh) schon einmal vor dem imposanten Barockgebäude, welches das zweitgrößte Teleskop Deutschlands beherbergt. Damals tüftelten Geomatiker der HafenCity Universität (HCU) zusammen mit den Lehrern ein neues Praxismodul für Physikprofilschüler aus.

Fünf Jahre Laserscanning

„Laserscanning“ – und der Beginn einer wundervollen Freundschaft, wie Borchert betont: „Die Atmosphäre ist in unserem Team fast familiär. Man freut sich einfach, sich wiederzusehen.“ Die Physiklehrerin ist nämlich genau genommen in diesem Jahr gar nicht zuständig. Das aktuelle Profil betreut zum ersten Mal ihre Kollegin Tanja Otolski: „Die außenschulischen Kooperationen bringen viel. Die Schüler sind einfach motivierter, wenn sie wissen, was sie mit Physik anfangen können.“ Vor der ersten Kooperation bei dem Bergedorfer Unternehmen Pfannenberg seien es gerade mal drei Schüler gewesen, die sich für ein Ingenieurstudium interessiert hätten. „Jetzt bei der HCU haben sich schon 16 dafür gemeldet“, sagt Otolski. Wie viele werden es wohl nach der Modellierung der aufgenommenen Daten sein?

Fünf Jahre Schülermodul Laserscanning

Ort der Magie und Geschichte

Geomathematiker Thomas Schramm wäre schon zufrieden, wenn sich die jungen Leute insgesamt für Technologie und Naturwissenschaften begeisterten. „Die müssen gar nicht alle zu uns an die HCU kommen, es reicht, wenn sie Physik an der Uni studieren oder Verfahrenstechnik an der TU“, so der studierte Astrophysiker. Für den Professor ist der Ausflug in die Forschungssternwarte eine Art Heimspiel, das er mit vielen historischen Details würzt. „Ein einarmiger Optiker hat hier das berühmte Schmidt-Teleskop erfunden, aber die Finanzierung war extrem schwierig“, hat Luca behalten. Der 17-jährige sitzt auf der Treppe zum Oskar-Lühning-Teleskop und wartet: „Ich habe noch nicht vermessen, wir mussten immer wieder aus dem Schussfeld gehen.“

Fortsetzung folgt

Der Preis der Praxis: Leute, die im Weg herum stehen, behindern die Datenaufnahme an Lasermessgeräten und Tachymetern – und selbst im größten Kuppelbau ist der Platz begrenzt. Aber pünktlich zum Tortenanschnitt am fünften Modulgeburtstag reißt der Himmel auf und die Vermessung der Sternwarte kann draußen weiter gehen – mit Lattenrichter und Drohne: „Die Drohne ist cool“, lobt Yessin. Auch wenn damit vermutlich in zehn Jahren kein Schüler mehr hinter dem Schrank hervorzulocken sei, meint Schramm. „Dann müssen wir uns etwas Neues einfallen lassen“. Bis dahin ist die Datenaufnahme aller wesentlichen Gebäude geschafft, ein Student hat in seiner Abschlussarbeit aus dem Material ein 3-D-Modell erstellt und es gibt neue Einsatzorte. Das glaubt auch Vera Borchert: „Wir könnten die Schule vermessen, die Bauphase vor Ort begleiten, Ideen gibt es genug.“

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