NAT Jahrestagung zum Thema Digitalisierung

10.12.2015

Es ist fast wie in der Schule. Auf einen umfassenden Input folgt exemplarisches Lernen durch Vertiefung, Anwendung und Anpassung in Workshops. So erfahren die Teilnehmer der siebten NAT-Jahrestagung zuerst von Professor Rudolf Kammerl, Universität Hamburg vom digitalen Nachholbedarf an deutschen Schulen und dann von dessen Relativierung: „Es gibt keinen Automatismus zwischen der Ausstattung der Schulen mit IT und dem Kompetenzzuwachs der Schüler.“ Die naturwissenschaftlichen Lehrer im Körber-Forum nicken. Nur klicken und nach passenden Informationen fischen, reicht eben nicht. Manchmal ist das sogar kontraproduktiv, wie Professor Holger Kapels von der HAW konstatiert: „Durch die neuen Medien kann man sehr viel nachvollziehen, ohne es verstanden und verinnerlicht zu haben.“

Nichts ist so ungewiss wie die Zukunft

Jede dritte Unterrichtsstunde am Tablet, das sei nicht die Lösung, weiß auch Kammerl: „Wir sollten aber dranbleiben und die Medien sinnvoll einsetzen.“ Der Medienpädagoge zeigt dazu Beispiele auf, etwa das Smartphone als Minilabor im Physikunterricht, „Flipped Classroom“, wo die Schüler sich zu Hause am Rechner instruieren und dann in der Schule üben, oder die Maker Bewegung: „Es scheint mir auch ganz interessant, 3D-Drucker einzusetzen“, so Kammerl – und Ulrike Vogt, Physiklehrerin in Süderelbe jubelt innerlich: „Das machen wir doch alles längst.“ In einem der anschließenden Workshops präsentieren ihre Schüler Semiha und Immo ihre 3D-Druck-Geschäftsidee: „Wir sind Printhreed, die Schülerfirma des Gymnasiums Süderelbe“, beginnt Geschäftsführerin Semiha, bevor Immo die einzelnen Abteilungen vorstellt.

Die Huckepack-Strategie
Die Huckepack-Strategie
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Mehr als Schminktipps und Gaming

„Das hätte ich als Zehntklässler vor so vielen Lehrern nicht so souverän gekonnt“, lobt Felix Hammerschmidt, Berater im LZN Laser Zentrum Nord anschließend die Schüler. Es ist eben doch nicht alles schlechter geworden an der Schule, wie im ersten Teil der Jahrestagung beim Thema Übergang Schule-Hochschule angeklungen ist. Auch ist die Brücke von der Schule zur Hochschule absolut tragfähig. Und so sind die Zehntklässler längst überzeugt, als Hammerschmidt zwei unterschiedliche Bauteile gleicher Funktion, eines konventionell erstellt und doppelt so schwer wie das zweite aus dem Metalldruckverfahren, herumreicht: „Die Komplexität des Bauteils hat keine Auswirkungen auf die Kosten“, sagt Hammerschmidt. „Da steckt eine Menge Mathematik drin. Und so motivieren wir auch für unsere Schulfächer“, ergänzt Vogt.

Chemie im E-Book

Ein Stockwerk tiefer ist es eine Menge Chemie in Form von Simulationen, Videos und Übungsblätter, die Tablets und Notebooks der teilnehmenden Fachlehrer füllen: „Viele digitale Bücher sind reine PDF-Versionen von normalen Schulbüchern. Dabei kann man gerade in der Chemie vieles so schön sichtbar machen, etwa wie sich die Teilchenbewegung verändert, wenn man die Energie verringert“, erklärt Nina Ulrich. Die Chemiedidaktikerin der Universität Hannover ist eigens angereist, um die Brücke in Hamburger Schulen zu bauen. „Das ist gut gemacht, aber für meine jetzige achte Klasse nicht geeignet. Die würden sofort alles ausprobieren“, meint Yvonne Schulze, Gymnasium Ohmoor. Genau um diesen Austausch sowie Einblick in neue Studiengänge und Methoden gehe es, lobt Tobias Kirsch, Gymnasium Lohbrügge, die Jahrestagung. „Ich sollte eigentlich längst über Klausuren sitzen, aber es hat sich gelohnt.“

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