Sankt Ansgar Schüler eröffnet Jubiläumskonzert der NAT in der Elbphilharmonie

16.06.2017

Was tut man nicht alles für die Kunst: Sich nur im Hemd in den Hamburger Wind stellen, tapfer gegen gleißende Lichtreflexe anstrahlen, auf einem schwankenden Ponton mit der Violine in der Hand der magischen Elbphilharmonie den Rücken kehren. Bis zu dem Moment, wo der Wind sich im Bogenhaar verbeißt und Maximilian fast aus dem Gleichgewicht bringt: „Übernimm schnell mal den Bogen, der entwickelt gerade einen eigenwilligen Luftwiderstand“, ruft der 13-Jährige seinem Vater zu. Spätestens da ahnt der Betrachter: Die Beziehung zwischen Geige und Spieler ist intensiv. „In zwei Monaten sind es genau neun Jahre, dass ich mit dem Unterricht angefangen habe“, erzählt der Sankt-Ansgar-Schüler. Da war er gerade eben fünf Jahre alt und die Initiative NAT in ihrem zweiten Jahr. Den zehnten Geburtstag begeht NAT am 12. September in der Elbphilharmonie – mit Maximilian Biebl als Auftakt!

Die erste Geige spielen

Max Biebl spielt Max Bruch

Als die Anfrage von der NAT-Geschäftsführung kam, musste Maximilian nicht lange überlegen: „Die Gelegenheit, in der Elbphilharmonie zu spielen, darf man sich nicht entgehen lassen, egal, wo man sich gerade aufhält.“ Das haben nicht alle Künstler, die Sabine Fernau angesprochen hat, so gesehen, aber vermutlich waren die auch einfach noch nicht „drin“ gewesen: Maximilian hat mit seinen Eltern und seinem Bruder das Konzert der Geigerin Patricia Kopatchinskaja besucht und ist begeistert von der Architektur und der Akustik im Großen Konzertsaal. „Man hört da wirklich jeden Ton und jedes Geräusch in aller Tiefe.“ Das heißt, die 2.100 Gäste sollten Bonbonpapier und Smartphone auf jeden Fall in der Tasche lassen, wenn Maximilian und das Junge Orchester Hamburg das Finale von Max Bruchs 1. Violinkonzert spielen werden.

sounds of mint

Ein beliebtes Prüfungsstück in g-Moll mit anspruchsvollem Doppelgriffspiel – und wie geschaffen für den Achtklässler: „Das Orchester gibt kurz den Rhythmus vor, aber dann kommt schon das Solo der Geige – es ist ein sehr majestätischer Part.“ Und in diesem Fall die Ouvertüre für ein Programm aus Klassik und Moderne, Technik und Ton: „sounds of mint“ heißt es und damit kann Maximilian viel anfangen. Mathe und Physik gehören zu seinen Lieblingsfächern, was auch ein wenig an seinem Vater liegt. Martin Biebl unterrichtet genau diese Fächer an der Sankt-Ansgar-Schule, wenn auch nicht bei seinen eigenen Kindern. Aber auch ohne die elterliche Vorbelastung, habe Musik ganz viel mit Logik zu tun, mit Tonleitern, Doppelgriffen und Dreiklängen, erklärt Max. Wenn er sich ein neues Stück erarbeitet, verinnerlicht er die Struktur und zwar dauerhaft, was selbst den Vater verblüfft: „Schon nach einer Woche 15 Minuten Musik im Kopf zu haben, das könnte ich nicht", sagt Martin Biebl.

In Schwingungen geraten

Der Saite Energie zuführen, die diese als Schallenergie an die Umgebung abgibt – das ist Physik. Einen Text so spielen, als wäre er in diesem Moment entstanden – das ist Kunst. Und Maximilians Ziel. „Ich will Solist werden.“ Dafür bringt der Schüler auf jeden Fall Talent mit, aber auch Disziplin: „Man darf nicht loslassen.“ Seine frühe Geigenlehrerin hat ihn schon nach dem ersten „Jugend musiziert“-Auftritt an einen Dozenten der Lübecker Musikschule weitergereicht. Die Fahrt dahin zweimal die Woche ist Zeitaufwand, auch für die Eltern, die den 13-Jährigen noch begleiten. Dazu kommt das tägliche Üben, an guten Tagen vier Stunden lang, auch in Freistunden in der Schule. Nur auf Klassenreisen ist es weniger, doch ganz ohne Instrument verreist Max nie, auch wenn das nicht alle Gleichaltrigen verstehen. „Einer hat mich für verrückt erklärt, die anderen haben es akzeptiert.“ Zum Ausgleich geht er auf den Golfplatz – und spielt dort mit derselben Konzentration auf wie auch am 12. September in der Elbphilharmonie. Ob ihm der Auftritt im großen Saal nicht Angst mache: „Nein, und ich wüsste auch nicht warum!“

Hören kann man Maximilian Biebl am 1. Juli auf Gut Hasselburg

Sie möchten in der Elbphilharmonie dabei sein? Mehr zum NAT-Jubiläum auf www.nat2017.de