Der Mensch im Mittelstand: NAT-Förderkreis bei Pfannenberg

25.09.2015

Drei Dinge braucht der Mittelstand, will er beim Nachwuchs punkten: Duale Studienangebote, Verbindungen ins Ausland und die Bereitschaft, Verantwortung abzugeben. „Wir möchten etwas bewirken“, erklärt Marvin die Berufswünsche seiner Generation. Der 17-Jährige ist Physikprofilschüler am Gymnasium Lohbrügge (Gyloh) und zu Gast bei der Firma Pfannenberg, dem Kooperationsunternehmen seines Profils. Der Elektronikspezialist Pfannenberg hat den Eiffelturm mit Blitzleuchten ausgestattet und bietet weltweit Lösungen für die Schaltschrank-Klimatisierung an. Und doch weiß das außerhalb vom Gymnasium Lohbrügge kaum ein Abiturient. „Was müssen wir tun, um für euch attraktiv zu sein?“, will Personalleiter Torsten Gnädinger wissen.

Du bist gefragt

Die Frage treibt auch andere Unternehmen um und steht daher an diesem Abend auf der Agenda des NAT-Förderkreises, der bei Pfannenberg in Allermöhe zu Besuch ist. „Wir alle wissen, dass der demografische Wandel vor uns liegt. Insofern geht das Ringen um gute Absolventen wie Sie noch sehr viel weiter“, wendet sich Firmenchef Andreas Pfannenberg an die Oberstufenschüler. Drei Jungen und zwei Mädchen sind aus dem Physik-Informatik-Profil dabei und überrascht von der Aufmerksamkeit, die sie genießen – noch vor dem Abi und bevor ihre Berufswahl überhaupt gefallen ist. „Eigentlich müsste man Vollzeitschule und, gefühlt, Vollzeitberufsorientierung gleichzeitig machen“, sagt Fenja. Angesichts der Bandbreite an tollen Möglichkeiten hofft die 17-Jährige, in einem Freiwilligen Sozialen Jahr mehr Entscheidungssicherheit zu gewinnen.

Der Mensch im Mittelstand

Erste Liebe

Was also sollten Unternehmen tun? Flexibler werden und neben Praktika für Schüler und Hochschüler auch Angebote für Absolventen bereithalten, meint Tim. Inhalte voranstellen und sich darüber bekannt machen, ergänzt Marvin: „Das Unternehmen FKS kannte ich bisher gar nicht, aber ich werde mir das heute Abend mal anschauen und die Karrieremöglichkeiten sichten.“ Das Kürzel FKS steht für Friedrich Karl Schroeder und ein IT-Systemhaus, das für Nachwuchsgewinnung steht. Wie das im Mittelstand geht? Sich über Qualität und eine hohe Ausbildungsquote einen Namen machen, der über Messestände und Netzwerke verbreitet wird, erklärt Personalreferentin Kristina Mielke. So hat Mirja Lamann, Duale Wirtschaftsstudentin bei FKS, ihr Unternehmen überhaupt erst über ihre Hochschule, die Hamburg School of Business Administration (HSBA), kennen gelernt: „Das war Liebe auf den ersten Blick.“

Finden und Binden

Etwas anders verlief der Findungsprozess bei Yannick Heiden. Der 22-Jährige suchte nach dem Abitur einen Ausbildungsplatz zum Industriekaufmann in Hamburg: „Ich wollte nicht in einen Konzern; ein Familienbetrieb betreut oft besser.“ Gefunden hat der gebürtige Lüneburger das Familienunternehmen des Jahres 2015: Pfannenberg. „Hier wird man super gefördert.“ Und zwar über den Ausbildungsabschluss hinaus: Heiden betreut das Pfannenberg-Tochterunternehmen in den USA im Verkauf, wechselt demnächst in den Strategischen Einkauf und macht jetzt zusätzlich ein Duales Studium an der Fachhochschule für Ökonomie & Management, kurz FOM. Bezahlt von Pfannenberg: „Wir wollen den Nachwuchs ja nicht nur gewinnen, sondern auch halten“, sagt der technische Leiter Nils-Peter Halm. Vielleicht ja auch mit der Story vom Firmengründer, der Filterlüfter und elektronische Blitzleuchten erfunden hat. Einfach, weil Kunden fragten: „Mensch, Otto, hast du mal eine Idee…“

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