Der geöffnete Schlagbaum: Helmut-Schmidt-Universität öffnet sich für zivile Studierende
22.04.2014Ein Pförtner am Eingang weist den Weg. Geschwungene Pflastersteine führen über den grünen Rasen direkt zu einem wabenförmigen Hauptgebäude aus Glas und Stahl. Drinnen schwarze Couchgarnituren, roter Teppich und klimatisierte Räume: „Das Gebäude ist ansprechend und geräumig“, staunt Loïc. Der Abiturient des Gymnasiums Grootmoor ist zum ersten Mal an der Helmut-Schmidt-Universität (HSU). Die Geschlossenheit der Anlage und die Schranken am Eingang seien ihm aufgefallen: „Aber das hat mich nicht sonderlich beunruhigt. Es ist schließlich eine Universität der Bundeswehr“, sagt der 18-Jährige. Das Gute daran: Die Schranken haben sich längst für zivile Studierende geöffnet.
Klein, fein und sehr motivierend
Bisher bildete die HSU vor allem junge Offiziersanwärter aus. Nach dem Wegfall der Wehrpflicht wurde entschieden, die Ausbildungsmöglichkeiten besser zu präsentieren und die Universität stärker zu öffnen. „Dies bietet Potenzial, auch zivilen Studierenden den Zugang zur HSU mit den motivierenden Studienbedingungen und herausragenden Forschungsmöglichkeiten zu ermöglichen“, wie Astrid Strüßmann, Referentin für Hochschulmarketing, betont: „Auf fünf Studierende kommt ein Dozent, gelernt wird in Kleingruppen und die Nachhilfe gibt es gratis. Hier wird niemand fallen gelassen“, schwärmt die Diplom-Juristin, die sich weniger Anonymität und mehr Rückhalt auch im eigenen Studium gewünscht hätte.
Kurz, zentral und intensiv
Dazu kämen kurze Wege auf dem Campus, die Nähe zur Hamburger Innenstadt sowie altersübergreifende Lerngruppen, wenn man zugleich auf dem Campus wohne: „Diese Möglichkeit haben die Industriestipendiaten natürlich im Rahmen freier Kapazitäten auch“, sagt Strüßmann. Der Begriff Stipendiat macht es schon deutlich: Während die Angehörigen der Bundeswehr bei vollem Gehalt studieren, benötigen zivile Studierende entweder ein dickes finanzielles Poster, eine passende Förderung oder ein betriebliches Gehalt. Zeit zum Jobben lässt das Studium jedenfalls kaum zu: Es ist in Trimester gegliedert, Bachelor und Master zusammen wird in der Regel innerhalb von nur vier Jahren (12 Trimestern, davon 7 bis zum Bachelor und 5 bis zum Master) abgeschlossen.
Die Hürden senken
Eine derartige Qualität in Betreuung und Ausstattung hat ihren Preis, sagt Strüßmann: „Die anteiligen Ausbildungskosten für einen Studienplatz im Maschinenbau, der Elektro- oder Informationstechnik betragen 10.000 Euro im Jahr.“ Die Universität bemüht sich zur Unterstützung von zivilen Studierenden um Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten. Neben der BAföG-Anerkennung bietet der Kooperationspartner der HSU, „Festo Bildungsfonds“, Studierenden der Ingenieurwissenschaften eine Studienfinanzierung an. Außerdem tritt die Universität an Unternehmen heran, die sich durch die Vergabe eines Studien-Stipendiums an der HSU gegen den drohenden Fachkräfte- und Ingenieursmangel positionieren können. Im dritten Schritt macht sich die HSU bei Schülern und Schulen bekannt, die bereits mit Firmen kooperieren: „Wir wollen die Hürden senken, den Vorbehalten begegnen und Chancen aufzeigen“, sagt die Referentin.
Kalte Spritze, warmes Herz
Loïc ist jedenfalls von seinem ersten Termin an der HSU durchaus angetan. Thomas Klassen, Professor für Werkstofftechnik, demonstriert, wie mit Hilfe der Kaltgasspritze Metalle mit Schallgeschwindigkeit beschichtet werden, ein Gebiet, auf dem das Klassen-Team als weltweit führend gilt. Der Professor macht zudem deutlich, wie das Verfahren auch isolierende Keramik-Schichten und Leiterbahnen für die Hochleistungselektronik im Automobil verbinden kann. Das ist absolut Loïcs Thema. „Nach der Schule möchte ich erst mal in der Automobilentwicklung arbeiten und Praxisluft tanken, am liebsten in Schweden.“
Pluspunkt in der Bildungslandschaft
Einen Traumarbeitgeber hätte der Sohn eines Schweden schon: Es ist der südschwedische Automobilhersteller Koenigsegg. „Die machen super Sportwagen“, schwärmt Loïc. Ein duales Studium ist für ihn reizvoll. „Nur ist die Automobilbranche in Hamburg kaum vertreten.“ Muss sie aber auch nicht. An der HSU hat gerade eine zivile Studentin in Kooperation mit Siemens Kolumbien den Abschluss zur Wirtschaftsingenieurin erhalten. „Die Praxisanteile liegen im Masterstudium bei 50 Prozent“, erklärt Marketingreferentin Strüßmann. Anschließend seien die Berufschancen hoch: „Eine Absolventin hat acht Zusagen auf zehn Bewerbungen erhalten. Die Möglichkeiten sind gigantisch.“
21. Juni 2014: Open Campus
Auf jeden Fall hat Loïc jetzt noch einen zweiten Termin an der HSU: Am 21. Juni lädt die Hochschule zum „Open Campus“, einem Tag der offenen Tür, der Forschung und eines Beförderungsappells mit Ursula von der Leyen ein. „Wir bieten die Gelegenheit, sich bei uns umzuschauen. Studieninteressierte bekommen Einblicke in den Campus, die Labore und in viele Experimente“, sagt Strüßmann. Die Leutnantsbeförderung runde das Programm am Nachmittag ab: „Wir sind eben auch Universität der Bundeswehr, aber eine sehr offene und vielfältige.“