NAT Schülerbeirat im Austausch mit Bundesforschungsministerin Johanna Wanka

04.07.2017

Ein Grundsatzreferat hat Johanna Wanka an diesem Montagmittag nicht mitgebracht, Neugierde aber schon. „War schon mal jemand von Ihnen in der Arktis?“, fragt die Bundesministerin für Bildung und Forschung in die Runde. Die Schüler schmunzeln. Die Polarregionen zählen nicht gerade zu den bevorzugten Reiseregionen sonnenhungriger Hamburger. Aber Wanka meint die Frage ernst: Hat sie doch eine Gruppe engagierter Oberstufenschüler zu Besuch, die gerade erst einen Schülerkongress zum Thema „Meerklima entdecken“ auf die Beine gestellt, Wissenschaftler eingeladen, betreut und befragt haben und nun eigens nach Berlin gereist sind, um ihre Forderungen nach Einhaltung der Klimaziele, Umweltschutz und Förderung von weiteren Schülerkongressen zu übermitteln. Da scheint der Schritt zur ersten eigenen Exkursion gar nicht mehr so weit.

In der Schlüsselregion der Klimaforschung

Die Ministerin jedenfalls ist von ihrer Reise zu Forschungsstationen in Spitzbergen nachhaltig beeindruckt. „Wenn man sieht, dass dort die Eisdicke seit den 60iger Jahren um einen Meter geschmolzen ist, ist das ein drastisches Zeichen.“ Bei dem die Ministerin nicht Fatalismus, sondern naturwissenschaftlichen Forschergeist wecken will: „Ich finde es faszinierend, dass in dem alten Eis die Luft von vor tausend Jahren gespeichert ist, die man nun etwa auf ihren CO2-Gehalt untersuchen kann.“ Für Ferdinand ist genau diese Haltung maßgeblich, weshalb der 18-Jährige schon zwei Hamburger Schülerkongresse begleitet und mitorganisiert hat. „In der Schule werden Filme gezeigt, wo Eisberge kalben – und das war es dann. Aber ich will nicht Erkenntnisse sammeln, ich will sie umsetzen.“ Maschinenbau möchte der Abiturient studieren, am liebsten an der ETH Zürich und technische Lösungen gegen den Klimawandel entwickeln.

Das Eis brechen

Exzellenz zum Tragen bringen

Und wer weiß, vielleicht landet der spätere Bachelor oder Master dann in einer der 26 überregionalen „Max Planck Schools“, die Johanna Wanka ins Leben rufen will. „Ich wollte noch etwas anderes erzählen“, leitet die Professorin schwungvoll über, nachdem sie gerade die Berufsvorstellungen der Schüler abgefragt und bei Jonas‘ Weg in die Astrophysik stehengeblieben ist. „Viele junge Leute gehen für ihre Promotion nach Stanford oder Harvard, die großen Namen.“ Zukünftig sollen sie auch nach Deutschland streben, nämlich an eine „Max Planck School“, an der sich herausragende Forscher und Universitätsprofessoren zusammentun und die keinesfalls nur auf die gleichnamigen Institute begrenzt werden soll. „Das ist nur der internationale Werbename“, erklärt Wanka. Ob das Forschungsministerium dabei die ersten drei Piloten etwa in der Astrophysik, den Grundlagen der Materie oder Lebenswissenschaften startet, stehe noch nicht fest. „Es geht nur bei Themenbereichen, wo wir Weltspitze sind.“

Antrieb Wissenschaft

Jonas lässt sich von der Begeisterung der Ministerin anstecken: „Es gibt so viele Fördermöglichkeiten und läuft so viel im Hintergrund, von dem man zu wenig mitbekommt.“ Zukünftig noch besser und interaktiver zu kommunizieren, Schule weniger als starre Organisation, sondern als Vermittlungsplattform für eigenes, auch außerschulisches Engagement wahrzunehmen, so lautet sein Fazit aus zwei Jahren NAT Schülerbeirat. „Das war ein guter Abschluss“. Das finden auch die Teilnehmer, die noch ein Jahr bis zum Abi haben. „Die Ministerin war offen, sie ist gut auf uns eingegangen“, so Jenny. Die 17-Jährige will auch im kommenden Jahr wieder einen Schülerkongress organisieren und später am liebsten selbst in die Forschung gehen. Denn wie hatte Johanna Wanka so schön formuliert: „Wir stellen nur ein Prozent der Weltbevölkerung und sind doch die viertstärkste Industrienation. Das geht nur über Forschung und Innovation: Sie sind für uns existenziell.“

Das Eis brechen

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