MINT-Lehrer erkunden Brücken zum Studienerfolg

10.12.2015

Was kommt dabei heraus, wenn vier Mathematiker eine Brücke konstruieren: Die Gleichung für eine Parabel? Jede Menge Funktionsbestimmungen, Ableitungen und Determinanten? Es geht um die Brücke von der Schule in eine MINT-Fakultät und die ist keinesfalls nur auf Mathematik beschränkt, sondern schließt Informatik, Naturwissenschaft und Technik ein, MINT eben. Aber was braucht ein Schüler für den Brückengang? PEP, also Persönlichkeit, Eigenverantwortung, Passung, so könnte man die Beiträge der Mathematiker auf der Bühne des Körberforums zusammenfassen. „Ich kann nicht jeden Studenten an die Hand nehmen“, sagt Hanna Peywand Kiani, die 1 200 Erstsemester an der TUHH in Mathematik unterrichtet. „Es wird schon eine gewisse Selbstständigkeit von den Studenten erwartet.“ Doch gerade die Bereitschaft, selber etwas zu tun und sich intensiv in etwas hineinzudenken, habe in den letzten Jahren abgenommen.

Das Fragen lernen

Es ist die siebte Jahrestagung, zu der die Initiative NAT interessierte Lehrer eingeladen hat. Am Anfang steht der Impulsvortrag von Antje Mansbrügge, Projektleiterin Alfred Toepfer Stiftung, die für mehr Austausch und Transparenz zwischen den Systemen Schulen und Hochschule plädiert, so wie es die Initiative NAT seit nunmehr acht Jahren praktiziert. Dabei klafft das Problembewusstsein auf beiden Seiten gar nicht auseinander: „Früher haben die Schüler zum aktuellen Stoff mehr Fragen gestellt, heute nehmen sie das schluckend zur Kenntnis und fragen allenfalls, ob sie das für die nächste Klausur brauchen“, sagt Ursula Mersiowsky, Gymnasium Oberalster. Die Diplommathematikerin hat zur Lehrerin gewechselt, um die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern voranzubringen. Dazu gehöre Selbstbeherrschung „etwa nicht im Unterricht zu essen oder zu trinken“, eine gewisse Frustrationstoleranz – und die Verknüpfung des neuen Stoffs mit vorherigem Wissen.

Das Delta schließen
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Elternabend an der Hochschule

Allein mit einer verkürzten Schulzeit sind die Veränderungen nicht zu erklären. Nicht wenige Abiturienten schließen nach der Schule noch ein Auslandsjahr an und gehen dann aber nicht orientierter an die Hochschule, betont Monika Bessenrodt-Weberpals, HAW Hamburg. Die Professorin bestätigt den Trend, Verantwortung zu delegieren: „Die Erstsemester bringen jetzt häufig ihre Eltern mit.“ Für Thomas Fritsche, Schulleiter am Gymnasium Süderelbe, passt das zu dem Ansturm, den die Gymnasien erleben: „Die Eltern wollen den größtmöglichen Bildungserfolg.“ Das führe zu Veränderungen in der Schülerschaft. Um Selbstständigkeit zu fördern, nutzt Süderelbe etwa das Seminarfach und die Teilnahme an Schülerwettbewerben. „Schülerteams wählen ein eigenes Thema und beschäftigen sich damit selbstständig.“

Die Brücke von zwei Seiten pflastern

Wenn aber zwei Stunden Seminarfach und Präsentationsleistungen nicht ausreichen, wie ist die Lücke zwischen Abitur und Anspruch der Hochschulen zu schließen, fragt Moderator Matthias Mayer, Körber-Stiftung. Und: „Wer ist für das Delta zuständig?“ Brückenkurse könnten allenfalls fachliche Defizite ausgleichen. Für mehr Eigenmotivation und Orientierung empfiehlt Bessenrodt-Weberpals Transparenz und Austausch: „Wir müssen die Brücke von beiden Seiten gut mit Informationen pflastern.“ Immerhin: Wer es von den Studienanfängern ins zweite Semester geschafft hat, ist auch tatsächlich schon im Studium angekommen – und hat den Übergang zwischen Schule und Hochschule erfolgreich gemeistert.

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