Physikschüler erobern die neue Leitmesse WindEnergy Hamburg
25.09.2014Eine Messe ist Marktplatz, Marketing, Marken-News – und vor allem Kommunikation. Tom hat den Bogen ziemlich schnell raus. Ein Offshore Monitoring System, das permanent Daten vom Meeresboden sendet, egal, ob da draußen etwas passiert oder nicht, das könne sich kaum rechnen, ist der Elftklässler überzeugt. Nicht bei den Summen, die so ein System koste, betont er. Der angesprochene Unternehmensvertreter kontert mit der Langfristigkeit der Investition und rechnet vor, dass für eine Dreitagesausfahrt zur Anlagenwartung auch schon 150.000 Euro veranschlagt werden müssten. „Alles, was da draußen passiert, ist sehr teuer.“
Im Aufwind
Da draußen, das ist die Welt der XXL-Turbinen an Land und auf hoher See. Um sie herum entsteht ein riesiger Markt an Dienstleistungen, Unterstützungssystemen und neuen Technologien. Das 3D-System aus Echolotdaten eines norwegischen Anbieters ist nur ein Beispiel unter vielen, das die Physikprofilschüler vom Gymnasium Süderelbe auf der ersten Hamburger Windmesse erkunden – und hinterfragen. Mit zunehmender Selbstsicherheit. Beim ersten Stand eines Spezialisten für Leistungswiderstände hatten die Elftklässler noch brav im Pulk gestanden und die Fragen zur Zwischenspeicherung ihrer Physiklehrerin überlassen.
Mathe macht's möglich
Doch spätestens der E.ON-farbene Frucht-Cocktail am Stand des Energieriesen löst die Zungen. „Fragt und forscht“, spornt Ulrike Vogt ihre Schüler an. „Das hier ist schließlich unser Kooperationspartner.“ Im nächsten Jahr möchte das Physikprofil das Hybridkraftwerk auf Pellworm besuchen, aber vorab will Tom wissen, ob und wann die Windkraftanlagen im Süderelberaum erhöht werden sollen. Fehlanzeige – E.ON ist nicht der Betreiber. Kristin, Yumiko und Esther informieren sich über duale Studiengänge und erhalten ein ermutigendes Feedback: „Wir haben alle Möglichkeiten, wir haben schließlich Mathe gewählt.“
Win-win am Windrad
Duale Studiengänge sind beliebt bei den Schülern, fast so begehrt wie die Messe-Werbeartikel. „Kann man auch so ein Windrad mitnehmen?“, fragt Christian. Beim Wettbewerb um die meisten Werbegeschenke liegt er ziemlich weit vorne. „Nichts einsacken, ohne eine Fachfrage zu stellen“, mahnt seine Lehrerin. Christian steckt eine Broschüre ein und fragt nach dualen Studiengängen. „Maschinenbau will ich wirklich studieren, das hat sich gelohnt“, sagt der 15-Jährige anschließend. „Dual wäre es natürlich ein richtig guter Start ins Berufsleben.“
Energie- und Umwelttechnologie im Blick
Die Schüler sind nicht unbedingt die Zielgruppe der Fachmesse, aber sie fühlen sich von den Unternehmen ernst genommen. Das schon allein begeistert. Fast so wie Profi-Werkzeugkästen, Akkubohrmaschinen und saubere Autos. „Uns wurde das Brennstoffzellenauto richtig gut erklärt und wir durften sogar Probe fahren. Das war echt cool“, schwärmt Esther. Valentin gibt sich cooler: „Ist hier gar nicht so langweilig, wie ich dachte.“ Der Elftklässler interessiert sich nicht so für Windkraft im Detail, aber für die Energiewirtschaft insgesamt. „Wie der Strom verteilt wird und wie die Logistik funktioniert, beispielsweise.“
Vielseitig: 1200 Aussteller aus 33 Ländern
Ein paar Antworten darauf hat Valentin schon auf der neuen Leitmesse gefunden. Jetzt schwingt er sich auf sein Fahrrad, umweltschonend, Richtung Finkenwerder Fähre. Tom will noch bleiben. „Die Windkrafttechnik ist vielseitig, von der Sicherung bis zur Forschung. Wie die Rotorblätter beispielsweise mit Ultraschall auf Risse untersucht werden, das ist spannend.“ Und dann ist da ja noch die Frage nach dem Windpark Süderelbe, die geklärt werden muss. Wiederkommen lohnt sich!