Brennstoffzelle öffnet Türen

13.01.2014

„Ich habe da mal eine Frage.“ Höflich, aber bestimmt wendet sich Luis an Åke Johnsen. Noch ist Luis Drittklässler. In anderthalb Jahren wird er vielleicht die Sankt Ansgar-Schule besuchen, die er an diesem „Tag der offenen Tür“ erkundet. Johnsen ist Marketingleiter der Firma H-TEC Education in Lübeck, die sich auf Unterrichtsmaterialien rund um die Wasserstofftechnologie spezialisiert hat. Gerade hat der hochgewachsene Marketingmanager ein Modellauto aufgebaut. Der nagelneue Wagen erinnert ein wenig an ein Rennauto, findet Luis: „Der produziert mehr Energie als der Wagen da vorne, oder?“ Der Neunjährige zeigt auf einen silbernen Mercedes mit poppigem Aufdruck: Es ist das emissionsfreie Brennstoffzellen-Auto von mint:pink, das am Ende der Pausenhalle für Aufsehen sorgt. 

Brennstoffzelle öffnet Türen
Brennstoffzelle öffnet Türen
Brennstoffzelle öffnet Türen
Brennstoffzelle öffnet Türen

Tankstelle im Kofferraum

„Nein, nein“, stellt Johnsen die Verhältnisse richtig. „Das richtige Auto hat sehr viel mehr Leistung als das kleine Modell hier. Sie funktionieren nur beide gleich.“ Während allerdings das mint:pink Auto manchmal weite Wege zurücklegen muss, bevor es eine der drei Wasserstofftankstellen in Hamburg erreicht, hat das Demonstrationsmodell die Tankstelle immer dabei. „Fährt das auch“, will Luis wissen. „Ja, wir müssen nur noch Wasserstoff tanken“, erklärt Johnsen, „das dauert nur wenige Sekunden.“ 

Die Mobilität der Zukunft

Die Modell-Tankstelle erzeugt über eine Solarzelle Strom, der reines Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufspaltet. Über ein durchsichtiges Verbindungskabel landen nach und nach Wasserstoffblasen im Tank. „Concept Car“ heißt das Modell, das Schülern die Mobilität der Zukunft veranschaulichen soll. Und im konkreten Fall interessierten Mittelstufenschülerinnen verständlich macht, wie der F-Cell hinter dem mint:pink-Logo funktioniert: „Das Modell wird jetzt ständiger Begleiter im Kofferraum“, sagt NAT-Geschäftsführerin Sabine Fernau, als Åke Johnsen ihr den Koffer überreicht.

Brennstoffzelle öffnet Türen
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Brennstoffzelle öffnet Türen
Brennstoffzelle öffnet Türen

Mehr MINT-Normalität in der Mittelstufe

mint:pink ist ein Angebot der Initiative NAT an Mittelstufenschülerinnen. Es soll den Mädchenanteil in den naturwissenschaftlichen Fächern bis zur Oberstufe steigern. Für Physiklehrer Martin Biebl ist es vor allem ein Programm gegen überholte Klischees: „Wir müssen endlich wegkommen von dem Thema, Mädchen seien Exoten in der Physik.“ Am Tag der offenen Tür wollen Eltern aber vor allem wissen, was das Auto mit dem Programm zu tun hat. „Das Auto ist ein Anlass darüber zu sprechen, wie die Technik wirklich funktioniert“, sagt Biebl. Die Brennstoffzelle werde schon in der Mittelstufe thematisiert und in der Oberstufe intensiviert.

Eine Frage der Prioritäten

Das verdeutlichen auch die vielen Solar-Wasserstoff-Kreisläufe, die Oberstufenschüler in der Pausenhalle demonstrieren. Die Experimentiersysteme stammen aus dem Hause H-TEC: „Im Ausbildungsbereich geht es auch oft um die Demonstration von zukünftigen Technologien“, erklärt Åke Johnsen, warum die Modelle schon lange in den Schulen verankert sind, aber auf den Straßen immer noch die Ausnahmen. Der Exotenstatus hat enorme Anziehungskraft: kleine wie große Besucher sitzen am mint:pink Steuer und schauen unter die Motorhaube. Nur Luis will nicht von dem Miniflitzer lassen: „Ich wollte doch mit dir noch einmal rüber in die Physik“, schlägt seine Mutter vor. „Das Modell steht noch länger hier“, bestärkt Johnsen. Für den Neunjährigen kein Argument: „Und der Physikraum steht noch viel länger, bestimmt mehrere Jahre.“

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