mint:pink erkundet die Forschung im All

03.04.2017

Die große Freiheit im All, sie hat ihren Preis. Zunächst ist da der behäbige Raumanzug, in den Ana steigen darf: Die Schülerin vom Gymnasium Oberalster hat das Los gezogen, denn die Nachfrage ist groß. 13 mint:pink Teilnehmerinnen besuchen „Airbus Defence and Space“ in Bremen – und 13 möchten Modell stehen. Aber es gibt nur dieses eine sowjetische Exemplar, ausgeliehen vom Raumfahrt-Museum in Feucht bei Nürnberg, und eine umständliche Prozedur, um es anzuziehen, zwei Mitarbeiter helfen Ana dabei. „Cool“, findet die Zehntklässlerin, „und gar nicht so schwer zu tragen, wie ich mir das vorgestellt hatte.“ Allerdings taugt der Overall auch nicht für Weltraumspaziergänge, dafür hätte Ana noch weitere Schichten und Technik aus Sensoren und Verbindungen anlegen müssen – bis zu 150 Kilo schwer!

Freier Fall und kosmische Strahlung

Was auf der Erde absurd klingt, ist im Weltall ein lebenswichtiger Schutz: „Dabei trägt der Astronaut den Anzug nicht wirklich – vielmehr trägt der Anzug den Astronauten“, erklärt Götz Anspach von Broecker, Airbus-Ingenieur und ganz spontan der mint:pink Guide im Besucherzentrum. Im nachgebauten Weltraumlabor Columbus, das in Bremen entwickelt wurde, bekommen die Mädchen einen Einblick in die Arbeitsbedingungen im All: grelles Licht, enger Raum und ein ausgeklügeltes System aus Klappen, Schubladen und Haltegriffen. „Hinten heißt von der Flugrichtung weg, aber das ist definiert, man merkt es nicht“, betont der Ingenieur. Die Orientierung in der Schwerelosigkeit ist eine der großen Herausforderungen für die Astronauten an Bord. Die zweite, bei permanentem Licht, Lüftungslärm sowie kosmischer Strahlung überhaupt Schlaf zu finden. Die dritte, konzentriert am Stück zu arbeiten.

Arbeit mit Aussicht

Auftragsforschung im All

Der Tagesrhythmus im All sei streng geregelt, so von Broecker: „Acht Stunden schlafen, acht Stunden arbeiten, vier Stunden vorbereiten, vier Stunden nachbereiten.“ Zur Vor- und Nachbereitung gehörten auch Teambesprechungen und der überlebenswichtige Sport, während für Chillen und WhatsApp keine Zeit bleibe: „Astronautenzeit ist teuer!“ Und wertvoll: „Das Experiment, das der Astronaut durchführen soll, hat drei, vier Jahre Vorbereitung gebraucht, Millionen gekostet und nun hängen viele wissenschaftliche Karrieren daran.“ Wie könnte so ein Experiment aussehen, möchte Sophia wissen. Der Ingenieur nennt ein Beispiel: „Die Universität Konstanz will ihr neues Trainingssystem zur Elektrostimulation an der Bauchmuskulatur testen lassen.“ Ganz ohne die Stützungsfunktion des Körpers und damit in der Schwerelosigkeit: „Dann schaltet sich die Astronautin zum Doktoranden nach Konstanz und muss bestimmte Aufgaben durchführen, 700 Liegestütz vielleicht.“

Share Heaven

Sophia verzieht keine Miene. Mit dem Thema Schwerelosigkeit hat sich die 15-Jährige schon auseinandergesetzt und weiß: Liegestütz gingen nur mit einer Haltevorrichtung, aber dass die Astronauten offenbar ganz praktisch experimentieren, ist interessant. Können sie auch über die Forschungsvorhaben entscheiden? „Der Astronaut kann normalerweise ein, zwei Experimente nach Gusto mitnehmen oder auch selbst vorschlagen“, so von Broecker. Eileen hätte da eine Idee: „Sterne, Galaxien, Planeten erforschen – ich würde da am liebsten die ganze Zeit am Fenster stehen und heruntergucken.“ Zehn Tage im All, so wie einst der deutsche Astronaut Ulrich Walter, mit dem sich die Schülerinnen unterhalten durften, das wäre ihr Traum. Aber eben auch nicht länger: „Man muss da oben schon eine Menge Einschränkungen in Kauf nehmen.“