Schirmherrin Fegebank besucht mint:pink bei Lufthansa Technik
27.10.2015Bohren, Feilen, Kleben. In der Lehrwerkstatt der Lufthansa Technik stehen junge Auszubildende im Blaumann an lauten Werkbänken. Überwiegend sind es Männer. Normalerweise. Doch in der letzten Woche der Hamburger Schulferien wandelt sich das Bild: 15 Mittelstufenschülerinnen aus dem Programm mint:pink bauen ein Segelflugzeug aus Holz nach Anleitung. „Es ist ein seltenes und schönes Bild, so viele Mädels in der Lehrwerkstatt zu haben“, sagt Kristin Bakonyi, die für die Bewerberauswahl zuständig ist. „Nur zehn Prozent unserer Auszubildenden sind weiblich.“ Wenn es nach der Lufthansa Technik geht, dürfen es gern mehr werden. Aber es gibt gar nicht so viele Bewerberinnen. Könnte mint:pink ein Hebel sein, mehr Mädchen für Technik zu begeistern?
Fast wie das große Los
Um diese Frage zu beantworten, bekommen die Mädchen an diesem Vormittag prominenten Besuch: Die Koordinatorin der Bundesregierung für die Deutsche Luft- und Raumfahrt Brigitte Zypries ist jedenfalls eigens aus der Bundeshauptstadt angereist, und Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank macht sich ein eigenes Bild von dem Projekt, dessen Schirmherrschaft sie im Sommer übernommen hat: „Ich finde es beeindruckend, dass ihr eine Woche Ferien drangebt. Ich glaube, dazu wären nicht viele bereit“, wendet sich die Senatorin an die Schülerinnen. Aber die fühlen sich vielmehr geehrt, dabei sein zu dürfen: Doppelt so viele Anmeldungen wie Plätze hatte es für das Praktikum gegeben, das auch Einblicke in die Ausbildung, den Betrieb und die Wartung vermittelt.
Der frühe Vogel fängt den Flieger
Für die mint:pink Mädchen ist das Chance, für die sie weite Wege und Umstände in Kauf nehmen. Jedenfalls hat bei Amelie in Rissen an diesem Morgen schon um 4.00 Uhr der Wecker geklingelt: „Das ist es wert, sonst würde ich es auch nicht machen“, sagt die 15-Jährige. Jetzt erklärt sie der Senatorin, wie das Freiflugmodell „Lilienthal 31“ mit einem Kugellager ausbalanciert wird. „Das Schlimmste ist eigentlich die Wartezeit, bis endlich alles getrocknet ist. Das Zusammenbauen ist nicht so schwer“, so die Sophie-Barat-Schülerin. So viel Feuereifer überzeugt auch Katharina Fegebank: „Die Mädchen sind begeistert, neugierig, sehr offen.“ Die Schirmherrin will nun das Erfolgsmodell bekannter machen, auch über Hamburg hinaus: „Das scheint mir ein neuer, tragfähiger und nachhaltiger Ansatz zu sein, um die Wahl der Prüfungsfächer in der Oberstufe und möglicherweise auch spätere Berufswahlentscheidungen positiv zu beeinflussen.“
Ready for Departure
Bevor aber Berlin und andere Bundesländer von mint:pink lernen, heißt es erst mal Platz nehmen im Cockpit einer Maschine, die seit fast 80 Jahren in die Luft geht: Bernhard Conrad, Vorstandsvorsitzender der Deutsche Lufthansa Berlin-Stiftung führt die Ju 52 vor, einen Flugzeugtyp der Junkers Flugzeugwerk AG, Dessau von 1936. „Wir hätten Ihnen das Flugzeug gerne in einem Stück gezeigt, aber es gab einen kleinen Schaden in der Rumpfstruktur und daher mussten wir die Flügel und die Triebwerke abschrauben“, entschuldigt Conrad den Wartungsstand. Für die Mädchen kein Problem: „Wir reparieren Ihnen das Flugzeug und dürfen dafür einmal mitfliegen“, schlägt Amelie vor. Selbstbewusst bis zum Abheben.