mint:pink trifft Deutschlands erste Astronautinnen
02.03.2017Sophia hat ein Problem: Die Zehntklässlerin des Albrecht-Thaer-Gymnasiums soll für die Schülerzeitung über das Finale zur ersten deutschen Astronautin am Europäischen Luft- und Raumfahrt-Standort Bremen berichten. „Aber ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll!“ Dabei sprach vieles zunächst für einen Report aus der zweiten Reihe: In der Mock-Up Halle von „Airbus Defence and Space“ warteten nicht nur nachgebaute und ausgemusterte Weltraummodelle auf Sophia und die anderen zwölf ehemaligen mint-pink Teilnehmerinnen, sondern auch ein großes Aufgebot an Pressefotografen, TV-Teams und Anzugträgern. „Alle sehen so wichtig aus und wir sind doch nur Schülerinnen“, so Sophie-Barat-Schülerin Harriet leise.
Hinter den Kulissen
Doch genau diese Schülerinnen befragen wenig später zwei Finalistinnen zu ihrem Werdegang, einen Physiker und ehemaligen Astronauten nach seinen Erfahrungen im All und lassen sich Spacelab, den fliegenden Roboter ATV (Automated Transfer Vehicle) und das Columbus Modul von einem Raumfahrtingenieur erklären. Sein Name ist Götz Anspach von Broecker und noch länger ist seine englischsprachige Berufsbezeichnung: Sie umfasst drei Zeilen auf der Visitenkarte. Von Broecker ist zuständig bei Airbus für Partnerschaften im Forschungs- und Entwicklungsbereich – und er nimmt sich ganz spontan Zeit für die mint:pink Schülerinnen. „Ich war mit dabei als ‚Die Astronautin‘ erfunden wurde“, betont der Ingenieur stolz.
Unbemannt wird umbenannt
„Die Astronautin“ ist eine Initiative der Bremer Unternehmerin Claudia Kessler: „Ich hätte nie gedacht, so alt zu werden, ohne dass jemals eine deutsche Frau ins Weltall geflogen ist“, so die 52-Jährige. Im März 2016 starteten Kessler und ihr Team daher die Suche nach geeigneten Kandidatinnen für den Flug zur ISS im Jahr 2020. Über 400 Frauen haben sich beworben. Die besten sechs stellen sich in Bremen der Öffentlichkeit vor, darunter eine Kampfpilotin, eine Astrophysikerin und eine Meteorologin. „Das ist doch weit vielseitiger, als ich dachte“, sagt Marguerite, „die Frauen haben alle ganz unterschiedliche Ausbildungen durchlaufen, spannende Hobbies und sind tolle Vorbilder.“ Für die Marion Dönhoff Gymnasiastin kurz vor dem Abi bedeutet die Vorbildfunktion nicht, selbst Astronautin werden zu wollen, sondern Lebensträume zu verfolgen und eigene Stärken und Leidenschaften zu verbinden: „Grenzen zu überwinden und international zu arbeiten, das reizt mich in jedem Fall.“
Schwerelos und schwindelfrei
Grenzen überwinden – das haben die 13 Schülerinnen erfolgreich getan. Weder Kameraleuten noch Anzugträger konnten sie einschüchtern: „Ich fand es toll, dass die Astronautinnen so frei mit uns über ihre Zukunft gesprochen haben“, sagt Eileen vom Gymnasium Oberalster. Die 15-Jährige hatte nicht erwartet, von so hochqualifizierten Frauen als Gesprächspartnerin ernst genommen zu werden. „Für manch einen sind wir doch noch Kinder.“ Einen naturwissenschaftlichen Weg will die Zehntklässlerin auf jeden Fall verfolgen. Ob aber die Schwerelosigkeit ohne ein Oben und Unten in einer engen Raumstation für sie etwas ist, das fragt sich am Ende des Rundganges nicht nur Eileen. Wie hatte von Broecker gesagt, der Blick von oben relativiere so manch irdisches Problem? Sophia schaut hinunter in die Airbus Halle: „Ich werde auf jeden Fall schreiben, dass es eine coole Erfahrung war, dass ich all meine Fragen stellen konnte und viel dazugelernt habe.“ Sophia, wir freuen uns auf deinen Bericht!
Der Ausflug nach Bremen wurde mit Unterstützung des Hanseatischen Ingenieurs Club durchgeführt.